Begrifflichkeiten des Islam von A-Z

 

Abraham: Abraham (hebr. Avraham, arab. Ibrahim) gilt den drei Religionen Judentum, Christentum und Islam als Stammvater. Wie in der Bibel spielt er auch im Koran eine wichtige Rolle. Dort erscheint er mit seinem Sohn Ismail als Erbauer der Kaaba und als Begründer der damit verbundenen Pilgerfahrt. Die Beinahe – Opferung von Abrahams Sohn schildert der Koran in Sure 37, Verse 83 – 111. Der Sohn trägt hier keinen Namen – im Gegensatz zur Bibel, die ihn Isaak (hebr. Jizchak) nennt. Viele Muslime sind der Ansicht, dass es sich bei dem zu opfernden Sohn nicht um Isaak, sondern um Abrahams älteren Sohn Ismail handelt, dessen Mutter die Ägypterin Hagar war.

 

Ajatollah:  Im 19. Jahrhundert bildete sich die bis heute gültige Hierarchie der schiitischen Geistlichkeit heraus. Zuunterst steht der einfache Geistliche, der umgangssprachlich Mullah genannt wird. (von arabisch Maula, „Meister“) Er verfügt über wenig oder kein theologisches Wissen. Zum Hodschatoleslam (Beweis des Islam) avanciert, wer erfolgreich theologische Seminare absolviert hat ; in Iran tragen etwa 28.000 Männer diesen Titel. Wer weiter aufsteigen und Ajatollah (Zeichen Gottes) werden will, muss noch weitere zahlreiche Jahre studieren; der Erwerb des Titels geschieht jedoch informell. Mit der Etablierung der Islamischen Republik 1979 wuchs die Zahl der Ajatollahs stark an; heute gibt es in Iran etwa 5.000. Ein Ajatollah dessen Lebensführung vorbildlich ist und der bedeutende theologische Schriften verfasst, kann den Titel eines Großajatollahs erhalten; weltweit führen ihn rund 20 Gelehrte.

Großajatollahs, wie auch Ajatollahs , können als Mardschaa-e Taghlid (Quelle der Nachahmung) anerkannt werden. Auch diese höchste Auszeichnung erfolgt durch informellen Konsens. Grundsätzlich gelten alle Entscheidungen (Fatwas) als vorläufig und aufhebbar – durch die Fatwa eines anderen Rechtsgelehrten.

 

Aleviten: Die Aleviten sind eine eigenständige Glaubensgemeinschaft, die sich in Anatolien aus einer schiitischen Sufi-Bruderschaft des 14./15. Jahrhunderts entwickelt hat und der heute etwa 20 Prozent der türkischen Bevölkerung angehören.

Im Zentrum ihrer Lehre steht die Verehrung Alis (Kalif). Den Koran und die islamischen Gesetze legen sie spirituell aus und lehnen die 5 Säulen des Islams ab.

Dies macht sie der sunnitischen Mehrheit als Ketzer verdächtig, unter osmanischer Herrschaft wurden sie immer wieder blutig verfolgt. Alevit  ist man durch Abstammung, Mitglied der Kultgemeinde durch eine Art Initiation. An Stelle von Moscheen haben die als gesellschaftlich als liberal geltenden Aleviten sogenannte Versammlungshäuser für ihre Rituale, an denen Männer und Frauen als gleichberechtigt teilnehmen.

 

 

Alkohol: Nach allgemeiner Rechtsauffassung ist Muslimen der Konsum von Alkohol verboten. Der Koran ermahnt die Gläubigen, nicht betrunken zum Gebet zu erscheinen; in anderen Versen wird der Weingenuss als Sünde, Gräuel und Satanswerk verdammt. Allerdings zählt das heilige Buch den Wein – neben Milch und Honig- auch zu den Genüssen, die die Gläubigen im Paradies erwarten.

 

Allah: Das arabische Wort für Gott. Arabische Christen nennen ihren dreieinigen Gott ebenfalls Allah.

 

Al-Azhar-Universität: Die im 10. Jahrhundert in Kairo gegründete Hochschule ist heute eine der bedeutendsten Lehrinstitutionen der sunnitisch islamischen Welt. Neben islamischer Theologie und islamischen Recht werden seit 1961 auch Medizin, Naturwissenschaften und Geschichte gelehrt; auch Frauen dürfen nun an der „Strahlenden“ (so die Übersetzung) studieren. Ihr Leiter,der Großschaich, gilt vielen Sunniten als höchste Instanz in Glaubensfragen; seit 1961 wird er vom ägyptischen Präsidenten ernannt. Derzeit hat Ahmed al-Tajib das Amt inne, der als liberal und weltoffen gilt. Bis heute erstellt die Azhar Fatwas zu aktuellen Themen.

 


Beschneidung: Die Beschneidung von Jungen wird im Islam wie auch im Judentum auf Abraham zurückgeführt. Sie basiert nicht auf dem Koran, sondern gilt als Tradition. Üblicherweise findet sie zwischen dem siebten Tag nach der Geburt und dem 15. Lebensjahr statt. Die Beschneidung wird festlich begangen und als Aufnahme in die Gemeinde betrachtet.

Klitorisamputationen bei Mädchen, wie sie in einigen islamischen Ländern vorgenommen werden, sind mit der religiös vorgenommenen Jungenbeschneidung nicht vergleichbar. Im November 2006 erließen Rechtsgelehrte, die sich an der Azhar-Universität in Kairo versammelt hatten, eine Fatwa, die Genitalverstümmelung von Frauen als unislamisch und als „strafbare Aggression gegen das Menschengeschlecht“ verurteilt.

 

Burka: Die Burka ist in Teilen Afghanistans und Pakistans gebräuchlicher Ganzkörperschleier, bei dem die Trägerin nur durch eine Art Gitter im Stoff etwas sehen kann. Unter dem Taliban-Regime war er in Afghanistan bis 2001 für Frauen vorgeschrieben.

 

Dschihad: Individuell „Sichanstrengen oder Sichbemühen“ für die Sache Gottes unter Einsatz von Besitz und Leben. Dschihad ist nicht Krieg im üblichen Sinne, dafür hat das Arabische andere Bezeichnungen. Es geht vielmehr um einen aufopferungsvollen und risikoreichen „Gottesdienst unter Waffen.“ Dazu können aufrufen Vertreter der politischen Gewalt, aber auch Privatleute, die über die notwendige Autorität verfügen. Dem Appell dürfen nur volljährige Muslime folgen. Zur Pflicht wird er für alle betroffenen Muslime bei Angriffen von außen.


Dschihadismus: Radikale Islamisten, die vor Gewalt an Zivilisten oder Selbstmordattentaten nicht zurückschrecken, werden oft als „Dschihadisten“ bezeichnet, abgeleitet vom arabischen Wort Dschihad. Zu ihnen zählen Gruppen wie die weltweit operierende al-Qaida (arab. die Basis), die pakistanische Lashkar i Toiba oder die indonesische Jemaah Islamiah.

Dschihadisten vertreten eine extrem antiwestliche Ideologie. 1998 erklärte die von Afghanistan aus operierende Qaida den USA den Krieg: der Befehl, die Amerikaner und ihre Verbündeten zu töten, ist eine inviduelle Verpflichtung für jeden Muslim, der dazu fähig ist, in jedem Land, in dem so etwas möglich ist, um ihre Armeen zu zwingen, jeglichen islamischen Boden zu verlassen.“

Entzündet hatte sich der Zorn des Qaida-Gründers Osama Bin Laden an der Stationierung von US-Truppen in Saudi-Arabien 1990-sie wurde als Besetzung des „Territoriums der beiden heiligen Stätten“ gebrandmarkt. Auf die Anschläge der Qaida vom 11.September 2001, bei denen fast 3.000 Menschen starben, antworteten die USA mit dem „Krieg gegen den Terror“. Das Internet ist heute das Hauptmedium zur Verbreitung und Vernetzung des Dschihadismus. 2007 formulierte der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble: “Das Netz ist für Terroristen Fernuniversität und Trainingscamp, Nachrichtenbörse und Rekrutierungsbüro in einem.“

 

Dschinn: Mehrfach erwähnt der Koran Dschinnen: intelligente, aber für den Menschen unsichtbare Geister, die aus einem Gemisch von Feuer erschaffen wurden und sich in verschiedene Gestalten verwandeln können. An sie richtet sich die Botschaft des Koran: Ihnen werden die gleichen Strafen angedroht und die gleichen Belohnungen versprochen wie den Menschen.

 

Engel: Engel spielen im Koran eine große Rolle. Im Gegensatz zu den Menschen können sie Gottes Gesetze nicht übertreten, da sie nicht in der Lage sind, eigene Entscheidungen zu treffen: „Sie kommen ihm im Reden nicht zuvor und handeln nur auf sein Geheiß.“ Namentlich genannt werden im Koran Dschibril (Gabriel) und Mikail (Michael) sowie Harut und Marut. Gabriel sandte mit Gottes Erlaubnis Muhammad den Koran „ins Herz hinab.“

 

Fatwa:  Jeder Muslim kann sich an einen Mufti wenden und um Auskunft in einer Frage bezüglich der Scharia bitten. Grundsätzlich kann alles erfragt werden: Ist das Rauchen von Tabak verboten? Ist das Spenden von Organen erlaubt? Auf der Grundlage der wichtigsten Rechtsquellen erstellt der Mufti  - beziehungsweise die entsprechende Behörde – daraufhin eine Fatwa, ein religiöses Rechtsgutachten. Dies kann wenige Zeilen oder viele Seiten umfassen.

Rechtsverbindliche Folgen hat die Fatwa nicht , sie dient lediglich der Klarstellung und Empfehlung. Heute ist das Internet der bevorzugte Publikationsort von Fatwas: Es gibt Fatwa-Online-Dienste, Fatwa-Archive oder Fatwa-Chats.

Aufsehen erregte im Frühjahr 2010 eine Fatwa des saudi-arabischen Rats der Hohen Religionsgelehrten, die den „Terrorismus“ vom legitimen Befreiungskampf abgrenzt und verurteilt. Anfang März erstellte der einflussreiche pakistanische Gelehrte Mohammed Tahir-ul-Qadri eine 600 Seiten lange Fatwa, die Terroristen als „Rebellen gegen den Islam“ brandmarkt: „Es gibt keinen islamischen Terrorismus- wer Terrorismus propagiert, stellt sich außerhalb der Umma.“

 

Freitag:  Im Gegensatz zum jüdischen Sabbat sowie zum christlichen Sonntag ist der islamische Freitag traditionell kein Ruhetag. Die Vorstellung, Gott müsse am siebten Tag von seinem Schöpfungswerk ausruhen, ist Muslimen fremd. Viel mehr gilt der Freitag als „Tag der Versammlung“: Für männliche erwachsene Muslime ist das freitägliche gemeinsame Mittagsgebet mit anschließender Predigt in der Moschee Pflicht. Ursprünglich leitete der Kalif das Freitagsgebet; seit dem 10. Jahrhundert ist hierfür nur noch der Imam zuständig.

 

Fünf Säulen:  Die fünf Grundpflichten der Muslime werden in der islamischen Tradition als Säulen der Religion bezeichnet. Dazu gehört zunächst das Glaubensbekenntnis (arab. Schahada): Es gibt keinen Gott außer Gott, und Muhammad ist der Gesandte Gottes. ( Bei den Sunniten, die Schahada  unterscheidet sich bei Schiiten durch einen dritten Satzteil: und Ali ist der Freund Gottes.) Es ist Teil des Gebetsrufs und wird als Zeichen des Übertritts zum Islam vor Zeugen ausgesprochen. Die Schahada lautet eigentlich nur: Es gibt keinen Gott ausser Gott.

Eine weitere Pflicht ist das Ritualgebet (arab. Salat), das fünfmal am Tag zu bestimmten Zeiten zu verrichten ist und eine Abfolge von Gebeten und Bewegungen umfasst. Die Gläubigen wenden sich in Richtung der Kaaba und müssen sich im Zustand ritueller Reinheit befinden; auch der Boden, auf dem sie beten muß sauber sein. Des Weiteren sind Muslime verpflichtet, Almosen für Bedürftige zu geben (arab. Sakat) und im Monat Ramadan zu fasten. Auch die Pilgerfahrt (arab. Hadsch) zählt zu den Fünf Säulen:  Wer gesundheitlich und finanziell dazu in der Lage ist, soll zumindest einmal im Leben nach Mekka pilgern.

Von allen Pflichten außer dem Glaubensbekenntnis gibt es eine Reihe von Ausnahmen, sei es wegen Krankheit oder Armut, weil jemand auf Reisen oder eine Frau schwanger ist – schließlich betont der Koran an mehreren Stellen: „Gott will es euch leichtmachen, nicht schwer.“

 

 

 

Hadith:  Der Prophet Muhammad gilt allen Muslimen als Vorbild. Laut Koran „befiehlt er ihnen das Rechte und verbietet ihnen das Verwerfliche, er erlaubt ihnen die köstlichsten Dinge und  verbietet die schlechten, und er nimmt ihnen die Last und die Fesseln ab, die auf ihnen lagen“. Deswegen begann man nach seinem Tod, alle Überlieferungen seiner Taten und Aussprüche zu sammeln. Diese Berichte werden als Hadithe (wörtl. „Gespräch, Mitteilung“) bezeichnet und stellen neben dem Koran die zweite Hauptquelle des islamischen Rechts (Scharia) dar. Die Gesamtheit der Hadithe heisst Sunna (Brauch, Tradition).

 

Hadsch: Die Pilgerfahrt nach Mekka im heutigen Saudi-Arabien ist eine der Fünf Säulen des Islam. Sie findet im letzten Monat des islamischen Mondjahres statt. Fast 3 Millionen Gläubige nehmen an den Riten teil, zu denen nebem dem Umkreisen der Kaaba auch der Aufenthalt am Berg Arafat und eine symbolische Steinigung des Satans gehören. Nach dem Opferfest und der Rückkehr nach Mekka mit erneuter Umrundung der Kaaba endet der Weihezustand (arab. Ihram), indem sich die Pilger befinden, und sie legen das Pilgergewand ab. Fortan dürfen die Männer den Ehrentitel Hadsch bzw. Hadschi führen, Frauen werden Hadscha genannt,

 

Harem: Das arabische Wort Harem bezeichnet ursprünglich einen religiösen, „geschützten, unverletzlichen Ort“. Im Alltagsgebrauch wird  damit in der islamischen Welt der private Wohnbereich eines Hauses benannt, der im Gegensatz zu den offiziellen Räumen, in denen der Hausherr auch Besucher empfängt, den weiblichen Angehörigen des Haushalts vorbehalten ist.

Im Westen versteht man unter Harem meist den großen, abgeschlossenen Frauenbereich der Paläste muslimischer Herrscher und Würdenträger, indem Ehefrauen, Konkubinen, Sklavinnen, Aufseherinnen und Eunuchen wohnten und der auf vorislamische, altorientalische Tradition zurückgeht.

Diese Harems mit gelegentlich Tausenden Frauen waren hierarchisch streng gegliedert. An der Spitze standen Frauen, die mit dem Herrscher blutsverwandt waren, gefolgt von seinen Ehefrauen, Konkubinen und Favoritinnen. Jede dieser hochrangigen Frauen hatte ihren eigenen Wohnbereich und ihre eigene Dienerschaft. Die Bewachung des Harems oblag den „Schwarzen Eunuchen“, die jederzeit Zutritt beim Herrscher hatten, um Verdächtiges zu melden.

 

Homosexualität:  Die Scharia verbietet gleichgeschlechtliche Sexualität als Unzucht  (Sina). Die Strafen variieren zwischen den verschiedenen Rechtsschulen und von Land zu Land. Sie können bis zu Auspeitschung und Todesstrafe reichen, in etwa in Iran oder Saudi-Arabien. In der Literatur hat die männliche Homosexualität in der islamischen Welt dennoch eine gewisse Tradition,  wobei zumindest der „männlich aktive" Part durchaus positiv besetzt ist.

 

Imam: Der arabische Titel „Imam“ hat 2 Bedeutungen: Zum einen bezeichnet er den Vorbeter und Vorsteher einer islamischen Gemeinde – eine Tätigkeit, die im Prinzip jeder männliche Muslim ausüben kann; nur an großen Moscheen verfügen Imame über besondere Ausbildung. Zum anderen benennt er das religiös-politische Oberhaupt aller Muslime .

In der Schia geht die Bedeutung des Imam weit über dies Konzept hinaus. Hier gilt der Imam als unfehlbarer Lehrer, dessen religiöser Führung die Gläubigen bedürfen.

Die schiitische Hauptrichtung, die Zwölferschia, geht von einer Kette von zwölf Imamen aus. Der zwölfte Imam soll im Jahr 874 nicht gestorben, sondern in die Verborgenheit entrückt worden sein, aus der er am Ende der Zeiten zurückkehrt (Mahdi). Mit Ausnahme Alis, des ersten Imam, war es den Imamen der Zwölferschia nicht vergönnt, neben ihrer geistigen Führungsrolle auch die Staatsgewalt zu übernehmen.

 

Islamismus: Im 20. Jahrhundert entwickelten sich zahlreiche heterogene Gruppierungen, die den Islam als politische Ideologie interpretieren. Ihre Anhänger werden als „Islamisten“ bezeichnet, zuweilen auch mit dem ursprünglich amerikanisch-protestantischen Begriff „Fundamentalisten“.

Ausgerichtet an Koran und Hadith fordern sie einen Islam, der radikal alle Lebensbereiche umfasst; sie streiten für einen islamischen Staat, die Geltung der Scharia und die Rückbesinnung auf die Werte der  Altvorderen.

Einige Gruppen setzen zur Verwirklichung  ihrer Ziele friedliche Mittel ein, andere gewaltsame (Dschihadisten).

Gemeinsam ist den Gruppierungen (und damit unterscheiden sie sich von der Wahhabija), das sie als Antwort auf eine bereits säkuralisierte Umwelt entstanden. Trotz ihrer meist antiwestlichen Haltung wollen Islamisten nicht auf moderne Errungenschaften verzichten-der beruflich erfolgreiche Technokrat, der nicht der traditionellen Ulama angehört, galt lange Zeit als Prototyp des Islamisten.

Die älteste und bis heute wichtigste islamische Gruppierung ist die 1928 gegründete Muslimbruderschaft, die auch ausserhalb Ägyptens Fuß fasste; die 1987 gegründete Hamas erwuchs aus der palästinensischen Muslimbrüder.

 

Jesus:  Im Islam gilt Jesus als einer der wichtigsten Propheten. Der Koran spricht von seiner jungfräulichen Geburt, lobt den „Sohn der Maria“ als „Diener Gottes“ sowie als „Beispiel für die Kinder Israels“. Anders als im Christentum gilt Jesus aber nicht als Sohn Gottes; die christliche Trinität wird vom Islam als polytheistisch verworfen.

 

Kaaba:  Die Kaaba ist ein würfelförmiges Gebäude in Mekka, das heute von einer riesigen Moschee umbaut ist. Sie ist das Zentrum der islamischen Religion, zu ihr wenden sich alle Muslime beim Ritualgebet, zu ihr pilgern alljährlich Millionen Gläubige. Sie umkreisen den Bau und versuchen, den in die Ostecke eingelassenen schwarzen Stein zu küssen. Schon in vorislamischer Zeit war die Kaaba ein bedeutendes Heiligtum. Nach islamischer Vorstellung ist sie „das erste Haus Gottes auf Erden“, erbaut vom Propheten Abraham.

Jedes Jahr zum Ende des Hadsch wird die Kaaba mit einem Überzug aus schwarzem Brokat neu eingekleidet.

 

Kalif: Als Mohammed im Jahr 632 starb, war die Frage seiner Nachfolge ungeklärt. (so die Meinung der Sunniten). Nach kurzer Kontroverse einigten sich die Muslime in Medina auf den engen Prophetengefährten Abu Bakr als Leiter der jungen Gemeinde. Dieser erste Kalif bestimmte Umar zu seinem Nachfolger, der wiederum ein aus sechs Männern bestehendes Wahlgremium ernannte, das den dritten Kalifen Uthman wählte. Nachdem Rebellen 656 Uthman ermordet hatten, wurde Mohammeds Vetter und Schwiegersohn Ali zum vierten Kalifen ernannt.

Er wurde jedoch von Uthmans Verwandtschaft verdächtigt, an dessen Ermordung mitgewirkt zu haben. Es kam zum offenen Kampf: Erstmals standen sich Muslime auf einem Schlachtfeld gegenüber – in die islamische Literatur ging dieser Streit als erste „Anfechtung“ ein. Trotz dieser blutigen Auseinandersetzungen verehren die Sunniten die ersten Kalifen als die „vier Rechtgeleiteten“.

Auch Ali wurde 661 ermordet; Muawija, sein Gegenspieler und Nachfolger, begründete in Damaskus die erste Kalifen – Dynastie, die Umajjaden (661 bis 750); in Bagdad folgte später die Dynastie der Abbasiden (bis 1258).

Muslimische Rechtsgelehrte definierten im 8. bis 10. Jahrhundert die Aufgaben des Kalifen: Er war sowohl religiöser Führer (Imam) als auch Befehlshaber der Gläubigen, besaß jedoch keine Autorität in Rechtsfragen. 1517 übernahm der osmanische Sultan Selim den Kalifentitel.

1924, nur wenige Jahre nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, erklärte Türkei – Gründer Kemal Atatürk das Kalifat für abgeschafft.

 

Kopfsteuer: Im Mittelalter hatten Nichtmuslime unter islamischer Herrschaft eine Sondersteuer zu entrichten. Grundlage ist ein Koranvers: „Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Gott und den jüngsten Tag glauben und die nicht verbieten, was Gott und sein Gesandter verboten haben, … bis sie kleinlaut von dem , was ihre Hand besitzt, Tribut entrichten“. [9:29]

Mit der Zahlung dieser Dschisja genannten Sondersteuer waren Christen, Juden und Zoroastrier vom Wehrdienst befreit. Zugleich galten sie als Schutzbefohlene mit dem Recht auf freie Religionsausübung.

 

Koran: Gläubige Muslime nennen den Koran („Vortrag, Lesung“) immer mit dem Zusatz al-Karim, „der Erhabene“. Er gilt ihnen als Gottes Wort, das dem Propheten Muhammad offenbart und nach dessen Tod niedergeschrieben wurde. Kürzere Offenbarungseinheiten wurden zu Suren zusammengefasst; diese sind nicht chronologisch, sondern grob der Länge nach geordnet. Inhaltlich finden sich im Koran Erzählungen ebenso wie Rechtsvorschriften, Lobpreisungen Gottes oder Warnungen vor dem Jüngsten Gericht – alles in der besonderen sprachlichen Form der arabischen Reimprosa. Wegen der Komplexität und Vielschichtigkeit des Textes ist der Koran immer interpretiert worden. Dem vierten Kalifen Ali wird der Ausspruch zugeschrieben: „Der Koran ist eine Schrift zwischen zwei Buchdeckeln , die nicht spricht. Erst die Menschen bringen sie zum Sprechen.“

 

Mahdi: In frühislamischer Zeit entstand die Vorstellung, dass ein Mahdi (arab. „Rechtgeleiteter“) am Ende der Zeiten ein Reich der Gerechtigkeit errichten werde. Dieser Erlöser wurde zunächst mit Jesus identifiziert. Später gingen die Muslime davon aus, dass der Mahdi ein Nachkomme Mohammeds sein müsse. Im Koran ist von einem Mahdi oder Messias nicht die Rede. In der islamischen Geschichte traten immer wieder selbst erklärte Mahdis auf , die oft Anführer oppositioneller Gruppen waren. Die Zwölferschiiten glauben, dass der zwölfte Imam als Mahdi die Welt erretten wird.

 

Märtyrer:  Wer im Kampf für den Islam zu Tode kommt, gilt als Märtyrer (arab. Schahid, „Zeuge“). Ihm verspricht die Tradition den direkten Eingang ins Paradies, wo ihn nach einem Hadith 72 Jungfrauen erwarten. Die Frage, für wen die Bezeichnung angemessen ist, wurde zu allen Zeiten diskutiert. Besonders angesehen sind im schiitischen Islam die frühen Märtyrer und ersten Imame Ali, Hassan und Hussein.

Im modernen Sprachgebrauch ist häufig auch Schahid, wer im Dienst als Polizist oder Soldat ums Leben kommt. Vor allem aber dient der Begriff Demagogen dazu, den Tod im Kampf religiös zu überhöhen und die eigenen Anhänger zu fanatisieren. So propagieren extremistische Gruppen Selbstmordattentate als „Märtyreraktionen“ – obwohl hochrangige Islamgelehrte den Attentätern den Status als Märtyrer in Fatwas absprechen.

 

Minarett: Seit dem 10. Jahrhundert weisen alle großen Moscheen mindestens ein Minarett auf. Von seiner Außengalerie ruft der Muezzin täglich fünfmal zum Gebet; heute erklingt der Ruf meist via Lautsprecher. Nachempfunden wurden die ersten Minarette antiken Grab – und Wachtürmen. Internationales Aufsehen erregte im November 2009 ein Schweizer Volksentscheid, bei dem sich 57,5 Prozent der Stimmberechtigten gegen den Bau von Minaretten im Alpenland aussprachen.

 

Muhammad: Der um 570 in der Handelsstadt Mekka geborene Muhammad erlebte im Alter von etwa 40 Jahren seine Berufung zum Propheten. Durch den Erzengel Gabriel empfing er bis zu seinem Tod im Jahr 632 Offenbarungen, die später im Koran zusammengestellt wurden. Von den Muslimen wird er als Gesandter Gottes verehrt und als Vorbild und gutes Beispiel in allen Belangen betrachtet.

Unzählige Überlieferungen (Hadith) berichten über sein Aussehen, sein Handeln und seine Gewohnheiten.

Besonders betont wird sein freundliches, geduldiges Wesen – und sein Bart: Einen dichten schwarzen Bart habe der Prophet gehabt, in dem auch im Alter höchstens 20 graue Haare zu finden gewesen seien.

 

Moschee: Die Moschee (arab. Masdschid, „Ort, an dem man sich zum Gebet niederwirft“) ist der wichtigste Bau der islamischen Architektur; er fungiert als Gebetsstätte und Versammlungsraum zugleich. Architektonisches Vorbild der ersten Moscheen war das Wohnhaus des Propheten in Medina, das mit einem grossen Innenhof ausgestattet war. Diese „Urmoschee“ fungierte als politisches und religiöses Zentrum zugleich: Hier wurden nicht nur Glaubensinhalte diskutiert, sondern auch politische und militärische Entscheidungen getroffen.

In Deutschland entstanden in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts überwiegend „Hinterhofmoscheen“. Erst in jüngster Zeit werden verstärkt repräsentative Bauten errichtet. Die bisher größte deutsche Moschee wurde 2008 in Duisburg – Marxloh eröffnet; sie gilt als gelungenes Modell religiöser Integration.

 

Mufti: Ein Mufti ist ein Islamgelehrter, der befugt ist , Fatwas auszustellen. Heftig umstritten ist derzeit, ob auch Frauen Mufti sein dürfen. Während in Indien bereits weibliche Muftis tätig sind, gibt es in der Türkei bisher nur weibliche „stellvertretende Muftis“. Im Februar 2009 dann die Sensation: Großmufti Ahmed al-Haddad, Vorsitzender des Ministeriums für islamische Angelegenheiten im Emirat Dubai, erließ eine Fatwa, nach der auch Frauen als Muftis wirken dürfen.

Drei Emiraterinnen durchlaufen gegenwärtig die zweijährige Ausbildung.

 

Muslimbruderschaft: Die Muslimbrüder wurden 1928 von dem jungen agyptischen Lehrer Hassan al-Banna gegründet. Ziel der Gruppierung war die Reform der ägyptischen Gesellschaft durch „die Ordnung des Islam“: Eine auf Koran und Scharia gestützte Gesellschaft würde den inneren und äußeren Feinden (Linken, Säkularen, Briten, Zionisten) Widerstand leisten können. Während bei der Salafija (Orientierung an der Zeit „der frommen Altvorderen“) der Bildungsgedanke im Zentrum stand, war es bei der Bruderschaft die Moral. Den Westen mit seinem „gewinnsüchtigen Materialismus“ und seinem „Imperialismus“ lehnte die Bruderschaft ebenso ab wie den „gottlosen“ Marxismus. Durch eine straffe Organisation, engagierte Sozialarbeit und die Androhung von Gewalt wuchs die Muslimbruderschaft in den vierziger Jahren zu einer Massenbewegung an (Islamismus). Ihr wichtigster Ideologe war Sajid Kutb (hingerichtet 1966). Trotz ihres Verbots sind die Muslimbrüder heute die größte ägyptische Oppositionsbewegung.

 

Nationalismus: Nationalistische Ideen kamen in der islamischen Welt Ende des 19. Jahrhunderts auf – durch die Begegnung mit der europäischen Moderne. Aus den kolonial beherrschten Gebieten sowie der Konkursmasse des Osmanischen Reichs entstanden im 20. Jahrhundert zahlreiche Staaten, denen die Vorstellung einer über Sprache und Siedlungsgebiet definierten Nation zu Grunde lag. Gleichzeitig entwickelten sich im Nahen Osten überstaatliche Nationalismen wie Panarabismus und Panturkismus. Ein großer Vorkämpfer des Panarabismus war der ägyptische Präsident Gamal Abd al-Nasser (gest. 1970).

In Syrien war unter christlicher Beteiligung bereits 1947 die panarabische Baath –Partei („Wiedergeburt“) entstanden, die auch im Irak an die Macht gelangte. Doch alle Versuche, mehrere arabische Staaten zu vereinen, schlugen fehl. Geblieben ist die 1945 gegründete Arabische Liga, die 22 Mitglieder umfasst.

Der Nationalismus widerspricht in gewisser Weise dem Ideal der Umma („Volk,Gemeinschaft“); islamistische Gruppen trachten daher oft danach, den Nationalstaat zu überwinden.

 

Paradies: Das Paradies wird im Koran sinnlich ausgemalt: in den „Gärten der Wonne“ fließen Wasser, Milch, Wein und Honig, dazu wachsen die herrlichsten Früchte. Man sitzt auf weichen Lagern und wird von jungen Mundschenken bedient.

Obwohl Frauen wie Männer ins Paradies eingehen können, scheinen einige der Genüsse speziell auf männliche Wünsche zugeschnitten, ihnen stehen „Huris“ zur Verfügung, ewige Jungfrauen mit großen, schönen Augen.

(Und die nicht schwanger werden können!)

 

Philosophie: Eine eigenständige Philosophie entstand in der islamischen Welt im 9. Jahrhundert. Sie fußt auf der großen Übersetzungsbewegung, die zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert fast die gesamte wissenschaftliche Literatur der Antike ins arabische übertrug. Abu Jakub al-Kindi (gest. um 870) normierte erstmals im Arabischen die philosophischen Termini. Während seine Philosophie ganz im Dienst des islamischen Dogmas steht, lehnte der Arzt und Philosoph Abu Bakr al-Rasi (gest. 925 oder 932) eine Orientierung an der Religion ab. Das erste philosophische „System“ in arabischer Sprache schuf Abu Nasr al-Farabi (gest. 950), ein Vertreter der Bagdader Schule, der auch viele Christen angehörten.

Enormen Einfluss auf die europäische Philosophie hatten die Aristoteles-Kenner Ibn Sina (gest. 1037) und Ibn Ruschd (gest. 1198). Ibn Ruschd beantwortete die Frage, ob das Studium der Philosophie und Logik vom religiösen Standpunkt her überhaupt erlaubt sei, dahingehend , dass der Koran die Philosophie für all diejenigen, die einen starken Intellekt besitzen, verpflichtend vorschreibt: „Denkt nach, das ihr Einsicht habt!“ [7 : 185]

 

Propheten: Der Islam kennt eine ganze Reihe von Propheten derer letzter, das „Siegel der Propheten“, Muhammad ist. Im Koran tauchen an mehreren Stellen Listen auf, in denen neben den bedeutenden Propheten des Alten Testaments viele biblische Gestalten genannt sind, die in jüdischer und christlicher Tradition diesen Titel nicht tragen, angefangen bei Adam als dem ersten Menschen und zugleich ersten Propheten über Abraham bis zu Jesus. Dazu kommen einige arabische Gesandte wie Hud, Schuaib und Salih sowie eine große Zahl namentlich nicht erwähnter Propheten: Die Tradition spricht von mehreren hundertausend.

 

Ramadan: „Der Monat Ramadan, in dem herabkam der Koran den Menschen als Geleit… - wer in ihm zugegen ist, soll fasten, doch wer von euch erkrankt oder auf Reisen ist, für den ist eine Anzahl anderer Tage möglich. Gott will es euch leicht machen , nicht schwer.“ So fordert es der Koran und legt auch die Bedingungen der Enthaltsamkeit von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang fest.

In diesem „heiligen Monat“ findet in Moscheen zusätzliche nächtliche Gebete und Koranlesungen statt. Ein Hadith besagt: „Wenn der Monat Ramadan beginnt, werden die Tore des Himmels geöffnet und die Tore der Hölle verschlossen, und die Teufel werden in Ketten gelegt.“

 

Reformislam: Europäische Denker der Kolonialzeit vertraten die Ansicht, die materielle Überlegenheit des Westens habe auch mit dem Islam zu tun, da dieser nicht mit Wissenschaft und Zivilisation vereinbar sei. Muslimische Intellektuelle setzten sich um die Wende vom 19. bis zum 20. Jahrhundert gegen diese Unterstellung zur Wehr. Nach ihrem Verständnis beruhte die schmerzhaft wahrgenommene Rückständigkeit darauf, dass die islamische Lehre im Lauf der Jahrhunderte erstarrt sei und die Ulama (Gelehrte) an längst überholten Normen festhielten.

Vertreter des Reformislam wie Mohammed Abduh, der bis 1905 das Amt des obersten Mufti von Ägypten bekleidete, plädierten daher für eine innere Erneuerung des Islam.

Wichtigste Leitschnur solle dabei stets der Verstand sein.

Mit ihrer modernen Herangehensweise gelingt es den Reformmuslimen, Werte wie Demokratie und Menschenrechte in den Kontext ihrer Religionen zu stellen sowie naturwissenschaftliche Erkenntnisse und physikalische Gesetze mit dem Koran zu versöhnen. Damit setzen sie dem Westen ein neues islamisches Selbstbewusstsein entgegen.

 

Salafija: Wörtlich bedeutet der Begriff Salafija die Orientierung an der Zeit der „frommen Altvorderen“ – gemeint sind die ersten Generationen von Muslimen.Bedeutende Denker der reformistischen Salafija – Bewegung waren der Iraner Dschama – luddin al-Afghani (gest. 1897), der Ägypter Mohammed Abduh (gest. 1905) und der Syrer Raschid Rida (gest. 1935). Sie setzten sich für eine Erneuerung des Islam durch Bezug auf die Werte der islamischen Frühzeit ein – um auf diese Weise Islam und Moderne zu versöhnen. Besonders wichtig waren ihnen die Modernisierung von Bildung und Erziehung.

Die heutige Salafija-Bewegung hat sich dagegen von der reformistischen Bewegung weit entfernt und deren Intentionen ins Gegenteil verkehrt: Der Begriff ist heute fast gleichbedeutend mit Islamismus oder Wahhabismus. Auch dschihadistische Gruppen bezeichnen sich als Salafisten, wie die Groupe Salafiste pour la Predication et le Combat (GSPC) in Algerien.

 

Satan: Der islamische Satan (arab. Scheitan, Iblis) ähnelt in vielem dem jüdisch – christlichen. Laut Koran ist er der „Feind“ der Menschen“, er stiftet Streit zwischen ihnen und weckt in ihnen Wünsche. Dabei weilte Satan einst im Paradies. Da er sich weigerte, vor Adam niederzufallen, musste er mit seinen Dämonen das Gartenreich verlassen. Von Gott erbat er sich das Recht, fortan die Menschen zu verführen: „Mein Herr, weil du mich verleitet hast, werde ich ihnen auf der Erde alles im schönsten Licht erscheinen lassen und sie allesamt verleiten, bis auf deine Knechte, die aus ihnen auserlesen sind.“

 

Schächtung: Im Islam gilt, ähnlich wie im Judentum, Blut als rituell unrein. Daher achten Muslime beim Schlachten von Tieren darauf, dass diese vollständig ausbluten. Die traditionelle Methode dafür ist, dem lebenden Tier die Halsschlagader zu öffnen, so dass durch den noch aktiven Kreislauf ein möglichst großer Teil des Blutes aus dem Körper strömt; das verbleibende Blut wird sorgfältig entfernt. Diese Praxis widerspricht europäischen Vorstellungen vom Tierschutz und steht zudem industrieller Fleischproduktion entgegen. Viele Islamgelehrte vertreten daher die Ansicht, dass die vorherige Betäubung des Schlachttiers mit dem islamischen Speisevorschriften vereinbar ist.

 

Scharia: Die auf Gott und Muhammad, seinen Gesandten, gründende Lebens – und Rechtsordnung der Muslime, die Scharia, wurde über drei Jahrhunderte hinweg von muslimischen Theologen und Rechtsgelehrten entwickelt. Sie ist also nicht Ergebnis herrscherlichen oder staatlichen Willens. In Debatten und Lehrzirkeln, die untereinander in Verbindung standen, versuchten die Ulama für alle Bereiche des Lebens die Frage zu beantworten, was Koran und Sunna entspreche und was nicht.

 

Allmählich wurden, sofern sich die Gelehrten einig waren, Entscheidungen zu Einzelfragen auf der Basis des Koran und des Hadith sowie mittels Analogieschlüssen aus Präzedenzfällen zu größeren Sachgebieten zusammengefasst: alles zu Ehe und Scheidung, alles zu Krieg, alles zu Sklaven und so weiter. Zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert wurden die Ergebnisse, vorwiegend als Fallsammlungen, in umfassenden Rechtskompendien schriftlich niedergelegt. Stark ausgebildet ist die Scharia, ihrer staatsfernen Herkunft entsprechend, in allen Bereichen des Alltagslebens (Religionsausübung, Personenstand, Sitten und Gebräuche), weniger jedoch in den Bereichen Staat, Verwaltung und Fiskus. Vielleicht gerade deswegen wurde die Scharia seit dem 16./17. Jahrhundert in fast allen islamischen Ländern allmählich durch europäische Rechtsformen ersetzt.

Wenn heute Islamisten eine „Wiedereinführung“ der Scharia fordern, geht es ihnen anscheinend vor allem um die drastischen Strafandrohungen und die Herabstufung der Frau. Das komplexe und komplizierte Rechtssystem  Scharia und dessen hohe juristische Qualität ist ihnen oft kaum oder gar nicht vertraut.

 

Scheich: Mit dem arabischen Wort Scheich („ehrwürdiger Mann“) werden respektvoll Autoritäten angesprochen, sei es das Oberhaupt eines Stammes oder einer Sufi-Bruderschaft, sei es ein Islamgelehrter, ein weltlicher Fürst oder ein geachteter alter Mann.

 

Schiiten: Die Spaltung zwischen den beiden größten islamischen Gruppen – Sunniten und Schiiten – ist fast so alt wie der Islam selbst. Die beiden Richtungen unterscheiden sich weniger durch theologisch – dogmatische Positionen als vielmehr durch das Bekenntnis zu bestimmten Personen, denen die höchste Autorität in der Umma zugeschrieben wird (Kalif, Imam). Entzündet hatte sich das Schisma an der Nachfolge Mohammeds: Eine Gruppe hielt allein Ali ibn Abi Talib, Vetter Muhammads und Ehemann von dessen Tochter Fatima, für den rechtmäßigen Nachfolger. Als dieser über 20 Jahre nach Muhammads Tod zum vierten Kalifen erhoben wurde, stieß die Entscheidung bei anderen Muslimen auf Kritik. Ali und seine Parteigänger (arab. Schia, „Partei“) zogen sich daraufhin in den Irak zurück – bis heute ein Kernland der Schia.

Nach Alis Ermordung 661 verzichtete Hassan, Alis ältester Sohn aus der Ehe mit Fatima (und nach schiitischer Lesart der zweite Imam), auf das Kalifat. Anders der jüngere Sohn Hussein, der 680 mit einigen Getreuen versuchte, den Umajiden – Kalifen Jasid den I. militärisch zu besiegen. Das Aufeinandertreffen bei Kerbela endete für die Schiiten desaströs: Hussein und seine Mitstreiter wurden niedergemetzelt. Erst nach dieser – später dramatisch überhöhten – Niederlage nimmt die „Partei Alis“ religiöse Züge an.

Auch in späteren Jahrhunderten wurden die Schiiten als politische Oppositionsbewegung bekämpft. Erst im 10. Jahrhundert förderten Herrscher im Irak die Schia. 1501 kam in Iran die schiitische Dynastie der Safawiden an die Macht, die das bis dahin mehrheitlich sunnitische Land „schiitisierte“. Heute machen die Schiiten etwa zehn Prozent aller Muslime aus.

 

Schleier: Die Frage, ob und in welcher Form sich muslimische Frauen verschleiern sollen, wird seit etwa 100 Jahren von den Rechtsgelehrten heftig diskutiert. Ein eindeutiges Verschleierungsgebot lässt sich aus dem Koran nicht herauslesen, und so in verschiedenen Regionen und Gesellschaftsschichten unterschiedliche Formen der Verhüllung üblich.

Der iranische Tschador ist, ähnlich wie der maghrebinische Haik, ein riesiges Tuch, mit dem Frauen Kopf und Körper verhüllen. Die Vollverschleierung mit einem Nikab, der nur die Augen freilässt, breitet sich gestützt durch die wahhabitische Lehre auch über die Arabische Halbinsel hinaus immer weiter aus – manchmal kombiniert mit schwarzen Handschuhen ; anders als die Burka wird sie auch von einigen europäischen Muslimen getragen. Der allgemeine arabische Begriff Hidschab („Vorhang, Schleier“), der im 20. Jahrhundert in Ägypten für den Gesichtsschleier verwendet wurde, bezeichnet heute oft eine Kombination aus Kopftuch und weiten Mantel. Weitere Bezeichnungen sind Chimar, Dschilbab oder Sitr. In der Türkei , wo für öffentliche Einrichtungen ein Kopftuchverbot gilt, wurde in den vergangenen Jahren erbittert um die weibliche Verhüllung gestritten. Neu war dabei die Unterscheidung zwischen dem Kinn gebundenen Kopftuch und dem „Türban“, einer modernen Variante, bei der das Tuch eng um Kopf und Hals geschlungen wird.

 

Schura: Begründet wird das demokratische Grundprinzip von Sunniten und Schiiten mit der 42. Sure des Koran, die den Titel trägt „al-Schura“ (die Beratung), ein Begriff, der heute oft gleichbedeutend neben „Dimukratija“ steht. Auch in Sure 3, Vers 159 heißt es: „Und ratschlage mit ihnen über die Angelegenheit!“ Gelegentlich wird dies durch ein Prophetenwort ergänzt:“Gott und sein Prophet benötigen keine Beratung (Schura), aber für meine Gemeinde hat sie Gott zu einer Barmherzigkeit gemacht, denn wer sich in ihr berät, dem wird die Rechtleitung nicht fehlen, und wer sie unterlässt, dem wird es an Irrtum nicht mangeln.“ Im 20. Jahrhundert entstand eine Reihe von islamischen Verfassungen, die den Schura – Begriff durchaus in einem parlamentarischen Sinn interpretieren, ohne spezifisch islamische Grundvorstellungen aufzugeben.

 

Speisegebote: Die religiösen Speisevorschriften für Muslime beruhen auf dem Koran. Dieser verbietet ausdrücklich den Verzehr von Blut, Schweinefleisch, Fleisch von verendeten Tieren sowie von solchen, die nicht unter Anrufung Gottes und entsprechend den Regeln bei der Schächtung getötet wurden. Außerdem wird aus einigen Koranversen von den meisten Rechtsgelehrten ein Alkoholverbot abgeleitet.

Sufismus: Die islamische Mystik begann als asketische Weltflucht; die Begriffe Sufismus und Sufi werden meist vom wollenen Gewand (arab. Suf: „Wolle“) der ersten frommen Gottsucher abgeleitet. Seit dem 11. Jahrhundert formierten sich sufische Bruderschaften, die sich oft auf einen spirituellen Meister zurückführen. Dennoch steht die Suche des Einzelnen nach reiner Gottesliebe oder Gottesvereinigung bis heute im Vordergrund.

 

Sultan: Der Titel Sultan („Macht, Machthaber“) entstand als Beiname des Kalifen, und bezeichnete den weltlichen Aspekt seiner Herrschaft. Später führten ihn auch untergeordnete Machthaber.

 

Sunniten: Die Sunniten leiten ihren Namen von der „Sunna“, dem Leben des Propheten Muhammad, ab. Auch die Schiiten erkennen dies als vorbildlich und daher verbindlich an; sie stellen jedoch die überlieferten Aussprüche ihrer Imame als gleichwertig daneben. Während die Sunniten die Sunna in sechs kanonischen Büchern sammelten, überliefern die Schiiten die Direktiven ihrer Imame in vier Büchern. Mit etwa 90 Prozent bilden die Sunniten heute die überwältigende Mehrheit der Muslime.

 

Theologie: Islamgelehrte sind in der Regel keine Theologen, sondern Rechtsgelehrte. Eine islamische Theologie entwickelte sich seit dem 8.Jahrhundert vor allem in Form des dialektischen Disputs (IIm al-Kalam). Im Zentrum standen die Einheit Gottes und daraus resultierende Fragen nach seinen übrigen Eigenschaften. Auch die Handlungsfreiheit und Erkenntnisfähigkeit des Menschen angesichts der Allmacht Gottes wurden diskutiert.

Schließlich setzte sich eine stark an Koran und Hadith orientierte Theologie als „orthodox“ durch, als deren wichtigster Vertreter Abu al-Hassan al-Aschiri gilt (gest. um 935). Später brachte der persische Theologe Mohammed al-Ghasali (gest. 1111) eine an der Mystik (Sufismus) und ihrer lebendigen Gotteserfahrung orientierte Sichtweise in die Theologie ein.

 

Ulama: Als Gelehrte (Ulama, Singular: Alim) werden in der islamischen Welt diejenigen bezeichnet, die ein Studium der religiösen Wissenschaften absolviert haben und damit in Koran, Hadith und islamischen Recht ausgebildet sind. Jahrhundertelang war eine solche Ausbildung Vorraussetzung für alle religiös relevanten Ämter wie Mufti, Kadi, Prediger oder auch Lehrer und Notar. Da sich zumindest im sunnitischen Islam keine einheitliche Organisation oder Hierarchie herausbildete, entstanden Lehrmeinungen in oft langwierigen Prozessen der Konsensbildung ( für die Schia: Ajatollah).

Seit dem 19. Jahrhundert haben Ulama als Amtsträger häufig Beamtenstatus, bis dahin wurden sie in der Regel aus religiösen Stiftungen finanziert.

Durch die Formalisierung der Bildungssysteme und die Einführung von staatlichen Rechtsnormen haben die traditionellen Gelehrten an Bedeutung verloren. Dennoch stellen sie mit ihrer auf Wissen beruhenden Autorität eine wichtige gesellschaftlich - moralische Instanz dar. Viele Ulama tragen als Zeichen ihrer Würde einen langen schwarzen Mantel und einen Turban.

 

Umma: Das arabische Wort Umma („Volk, Gemeinschaft“) bezeichnet die Gemeinschaft aller Muslime weltweit, unabhängig von ethnischer oder sprachlicher Zugehörigkeit. Damit löste der Islam als einigendes Band frühere Identitäten wie Stamm, Clan oder Volk zumindestens theoretisch ab. Das Ideal der Einheit trotz aller Vielfalt , das sich in dem Begriff bis heute ausdrückt, wird spätestens seit dem Aufkommen der Nationalstaaten und dem Ende des Kalifats in der Realität  auf eine harte Probe gestellt. Nicht zuletzt deswegen streben Wortführer wie Salafija und der Islamisten, aber auch viele andere Muslime die „Wiederherstellung“ einer durch ihren gemeinsamen Glauben geeinten Umma an.

 

Volksislam: Unter dem Begriff Volksislam wird eine Vielzahl heterogener Ideen und Bräuche zusammengefasst, die nicht zur kanonischen Form des Hochislam zählen (sofern diese überhaupt existiert!) – und sich damit mehr oder weniger offen in Opposition zum Islam der Schriftgelehrten befinden. Die Verquickung von Islam und scheinbar „unislamischen“ Bräuchen ist in der gesamten islamischen Welt zu beobachten. Dazu zählen das Feiern von Muhammads Geburtstag ebenso wie der Gebrauch von Amulett und Talisman. Eine große Rolle spielt die Verehrung lokaler Heiliger, die sich durch besondere Segenskraft auszeichnen. Da der Heilige dies durch seinen Tod nicht verliert, entstand vielerorts ein ausgesprochener Gräberkult.

 

Wahhabismus: Als Wahhabiten werden die Anhänger der Lehre von Mohammed Bin Abd al-Wahhab (gest. 1792) bezeichnet; sie selbst nennen sich Muwahhidun („Bekenner der Einheit Gottes“). Bin Abd al-Wahhab, geboren im heutigen Saudi-Arabien, vertrat seine religionspolitischen Vorstellungen kompromisslos: Vehement forderte er die Rückbesinnung auf Koran und Sunna sowie auf die Frühzeit der frommen Altvorderen. Unerlaubte Neuerungen (arab. Biidaa) wie Tabakrauchen oder Musik lehnte er ab, ebenso die „übertriebene“ Verehrung des Propheten oder gar die von Heiligen (Volksislam) oder Imamen – sie galten ihm als Polytheismus.

1744/45 schloss er mit dem Regionalherrscher Mohammed bin Saud ein Bündnis. Fortan lieferte die Wahhabija die ideologische Grundlage für die Expansion der saudischen Familie. Nichtwahhabitische Muslime wurden als Apostaten bekämpft; Moscheen und Gräber von Prophetengefährten oder Heiligen verwüstet. Unter der Zerstörung der schiitischen Heiligtümer in Kerbela 1802 leidet bis heute das Verhältnis von Iran und Saudi-Arabien. 1932 kam es zur Gründung des dritten saudischen Staates: des Königreichs Saudi – Arabien. Seit 1986 schmückt sich der saudische König mit dem Titel „Hüter der beiden Heiligen Stätten“ (Mekka und Medina) – für viele nichtwahhabitische Muslime eine Provokation.

Von islamistischen Gruppierungen unterscheidet sich die Wahhabija durch ihr enges Verhältnis zu den USA: seit 1943 ist die saudische Herrscherfamilie faktisch mit Amerika verbündet. Als sich eine von den USA geführte Allianz im August 1990 anschickte, das von Saddam Hussein überfallene Kuwait zu befreien, kam es zum Aufmarsch von US – Truppen auf saudi – arabischen Boden. Dieser wurde durch eine Fatwa des Rats der Hohen Religionsgelehrten, der höchsten religionspolitischen Institution Saudi – Arabiens, für rechtens erklärt – der ehemalige saudi – arabische Staatsbürger Osama Bin Laden sah dies anders. (Dschihadismus)

 

Zeitrechnung: Nach islamischen Kalender schreiben wir das Jahr 1431. Die Zeitrechnung beginnt mit der Übersiedlung (arab. Hidschra) Muhammads von Mekka nach Medina 622 n. Chr. Und beruht auf einem Mondjahr ohne Schaltage oder – monate. Dieses Jahr ist zehn bis elf Tage kürzer als ein Sonnenjahr, und so wandern mit den Daten des islamischen Kalenders auch die religiösen Feste der Muslime rückwärts durch die Jahreszeiten. Da der Mond der eigentliche Zeitregler ist, beginnt  (ebenso wie im Judentum) der Tag bei Sonnenuntergang.

 

 

Zinsverbot: Die Erhebung von Zinsen stellt das am meisten diskutierte Problem einer islamgemäßen Wirtschaftsordnung dar. Im Zentrum der Debatte steht der koranische Begriff Riba, der Zins oder Wucher bedeuten kann. Ein Teil der Experten geht davon aus, dass sich das Riba – Verbot ausdrücklich auf überhöhte Zinsen bezieht, wie sie im vorislamischen Mekka üblich gewesen seien. Grundsätzlich könne finanzielle Konmpensation bei Geldgeschäften gestattet sein. Die Mehrheitsmeinung lehnt jedoch Zinsen strikt ab.

Im Mittelalter wurden daher Geldgeschäfte in der islamischen Welt fast ausschließlich von Nichtmuslimen betrieben. Gleichzeitig entwickelten findige Händler rechtliche Kniffe, um das Verbot zu umgehen. Heute arbeiten „islamische Banken“ offiziell ohne Zinsen, verfügen aber über Praktiken, die einen Zinseffekt mit sich bringen.

 

Quelle: Spiegel Geschichte 5 / 2010

 

 

 

Der Islam

 

Der Islam ist nach dem Christentum (ca. 2,2 Milliarden Anhänger) die zweitgrößte Weltreligion mit über 1,5  Milliarden Anhängern. Er ist in 40 Ländern Staatsreligion.

 

Der Stifter des Islam, Muhammad, wurde etwa um 570 nach Christus in Mekka geboren.

Mekka liegt in einem unfruchtbaren Tal mit zerklüfteter Bergwelt, knapp an Wasser. Trotzdem haben die Mekkaner im 6. Jahrhundert das Beste aus dem Platz gemacht.

Mekka liegt am Knotenpunkt der Karawanenstraßen, die den südlichen Jemen mit Syrien und dem Zweistromland im Norden verbinden.

Die Stadt ist recht wohlhabend, mit einem Reichenviertel in der Ebene, und dem Handwerker – und Plebejerviertel an den Berghängen.

Ein Rat der reichen Familien bestimmt die politischen Geschicke; die meisten Aristokraten gehören dem Stamm der Kuraisch an. Sie kontrollieren das Kreditwesen, sie Versorgen die zahlreichen durchreisenden Geschäftsleute und garantieren gegen Entgeld deren Sicherheit.

In Mekka steht die Kaaba, ein würfelförmiges Bauwerk, in dessen eine Ecke ein geheimnisvoller schwarzer Stein eingelassen ist. Unweit davon finden Pilger den Samsam – Brunnen, aus dem sie sich Wasser holen können.

 

Angebetet wird ein ganzes Bündel von Gottheiten: Hausgötzen in Form von geformten Datteln, aufgerichtete Steine , die der Pilger mit Blut und Öl bespritzt, Standbilder, bei denen der Orakelsuchende Pfeile wirft. Kamelmarkt, Kult und Kirmes gehen geschäftsfördernd ineinander über – unter dem Schutz eines dreimonatigen jährlichen Gottesfrieden, der Blutrache und Plünderung verbietet, aber Sangeswettbewerbe wie Essensgelage fördert.

Die Pilger beten an der Kaaba die Götter des vorislamischen Arabiens an:

Der syrische Mondgott Hubal; die mächtige Göttin al – Uzza, die bei den Ägyptern Isis und bei den Griechen Aphrodite hieß; al – Kutba, der nabatäische Gott der Schrift und der Weissagung; Jesus, der Menschgewordene der Christen, und seine heilige Mutter Maria; im und im Umkreis der Kaaba befinden sich insgesamt rund 360 Bildnisse, die sämtliche Gottheiten der Arabischen Halbinsel repräsentieren.

 

Es gibt eine Vielzahl göttlicher und halbgöttlicher Vermittler zwischen dem Schöpfergott und seiner Schöpfung. Dieser Schöpfergott heißt Allah, was jedoch kein Eigenname ist, sondern die kontrahierte Form von al – ilah; der Name bedeutet einfach „der Gott“.

 

Die Kaaba ist der Mittelpunkt des religiösen Lebens im vorislamischen Arabien des 6. nachchristlichen Jahrhunderts, jene faszinierende, jedoch schwer fassbare heidnische Epoche, die die Muslime dschahiliyya nennen, „Zeit der Unwissenheit“.

 

Muhammads (der „Hochgepriesene“) Vater stirbt vor Muhammads Geburt. Seine Mutter Amina gehört zu einer Untersippe der Kuraisch und hat daher Anspruch auf Stammesloyalität, gehört aber nicht zur wirtschaftlichen Oberschicht.

Muhammad ist sechs, als seine Mutter stirbt, acht, als der geliebte Großvater von ihm geht.

Der Onkel Abu Talib wird ihm zur lebenlangen Vaterfigur, der ihn bis zur Selbstentäußerung durch alle Tiefen begleitet – ein Anhänger der neuen Religion wird er aber nie.

Noch deutet nichts auf ein besonderes Leben hin. Muhammad begleitet in seiner Jugend Karawanen bis nach Syrien, dürfte dort auch mit christlichen Eiferern zusammengekommen sein. Seine Tätigkeit in der Karawane macht er so erfolgreich, dass er einer wohlhabenden Witwe auffällt. Sie bietet ihm ihre Hand an; mit etwa 25 Jahren heiratet er die etwa 40-jährige Chadidscha. Sie schenkt ihm vier Töchter und 2 oder 3 Söhne, die aber im Kindesalter sterben (die Söhne).

 

Glücklich verheiratet, gutsituiert – aber mit etwa 40 Jahren kommt er in die Krise.

Das soziale Ungleichgewicht in der Stadt bedrückt ihn, und lässt ihn kritisch seine eigene Stellung hinterfragen. Er lässt die Geschäfte ruhen, zieht sich in die Einsamkeit der Berge zurück um zu meditieren.

 

Eines Nachts im Jahre 610 saß er in einer Höhle des Berges Hira und betete. Plötzlich wurde er von einem unsichtbaren Wesen überwältigt und gewürgt. Als er seinen letzten Atemzug tat, überflutete ihn ein Licht, und er hörte eine furchterregende Stimme: „Trag vor!“

„Was soll ich vortragen?“ keuchte Muhammad.

Das unsichtbare Wesen (der Erzengel Gabriel) umklammerte ihn noch fester und wiederholte den Befehl. Als er seinen letzten Moment gekommen glaubte ließ die Umklammerung nach, und in der Stille, die jetzt die Höhle erfüllte, spürte Muhammad, wie die folgenden Worte ihn sein Herz geprägt wurden:

 

 

 

Trag vor im Namen deines Herrn, der geschaffen hat,

den Menschen aus einem Embryo erschaffen hat.

Trag vor!

Dein höchst edelmütiger Herr ist es ja,

der den Gebrauch des Schreibrohrs gelehrt hat,

den Menschen gelehrt hat, was er nicht wusste.

 

War Muhammad ein Analphabet? Der ungebildete Prophet? Es muss wohl eher Prophet für die Ungebildeten heißen. Er war kein Schreiber oder Poet, aber einfache Schriftstücke / Karawanengeschäftspapiere konnte er wohl beherrschen.

 

Dieses Ereignis war die erste Offenbarung Muhammads, sein brennender Dornbusch.

 

Von seinem Erlebnis in der Höhle erschüttert und am ganzen Körper zitternd, machte Muhammad  sich auf den Heimweg, warf sich seiner Frau in die Arme und rief:

„Schütze mich, schütze mich!“

Chadidscha hüllte ihn in einen Umhang und hielt ihn fest in den Armen bis er sich beruhigt hatte. Weinend erzählte er ihr was er erlebt hatte. „Chadischa, ich glaube ich bin verrückt geworden.“

„Das kann nicht sein“, erwiderte sie. „Gott würde niemals so an dir handeln. Er kennt deine Redlichkeit, deine Aufrichtigkeit, deine hohe Moral und deine Freundlichkeit.“

Ihr Vetter Waraqa bestätigte dies. Doch Muhammad war immer noch verunsichert.

Außerdem folgte nun eine lange Zeit des Schweigens. Muhammad denkt über Suizid nach.

Doch in der tiefsten Verzweiflung sandte ihm der Himmel einen zweiten Vers – auf dieselbe schmerzliche Weise wie zuvor. Und diesmal versicherte ihm Gott, dass er sein Gesandter sei:

Du bist Dank der Gnade deines Herrn nicht besessen.

Und du hast Lohn zu erwarten, der dir dann nicht als Wohltat vorgehalten wird,

und du bist eine gewichtige Persönlichkeit, du wirst sehen, und sie werden sehen.

 

Nun war ihm seine Aufgabe gewiss. Die ersten Verse, die Muhammad den Mekkanern mitteilte, lassen sich inhaltlich in zwei Hauptthemen einteilen: solche mit einer religiösen und solche mit einer sozialen Stossrichtung. In bezwingend schönen Versen pries Muhammad die Macht und Herrlichkeit Gottes.

In scharfen Worten prangerte er die Misshandlung und Ausbeutung der Schwachen und Schutzlosen an. Dies war kein freundlicher Ratschlag, sondern eine Warnung. Gott hatte die Gier und Boshaftigkeit der Kuraisch gesehen, und war nicht länger bereit, sie zu ertragen.

Er predigte noch keinen reinen Monotheismus, er verlangte soziale Gerechtigkeit.

Doch dies wurde weitgehend ignoriert, da er anfangs diese revolutionäre Botschaft nur seinen engsten Freunden und Angehörigen mitteilte.

Als erste bekannte sich Chadidscha zu seiner Botschaft, vermutlich sein Vetter Ali als Zweiter. Er war Abu Talibs Sohn und gemeinsam mit Muhammad aufgewachsen.

Ali ibn Abi Talib heiratete Muhammads Tochter Fatima, die dem Propheten die legendären Enkel Hasan und Husain schenkte. Doch zu der Zeit, da er als Erster dem Ruf des Propheten folgte, war er ein dreizehnjähriger Junge.

Wenig später schloß sich Abu Bakr an, ein guter Freund und reicher kuraitischer Kaufmann.

Durch Abu Bakr verbreitete sich die Botschaft in der ganzen Stadt.

Trotzdem blieb es aufgrund von Muhammads Zurückhaltung in den ersten Jahren bei einer kleinen Gruppe von 30 bis 40 Personen, die sich selbst als Muhammads Gefährten bezeichneten.

613, drei Jahre nach der ersten Offenbarung, vollzog sich in Muhammads Botschaft eine dramatische Veränderung. Sie lässt sich am besten in dem zweiteiligen Glaubensbekenntnis (Schahada) fassen:

 

Es gibt keinen Gott außer Gott, und Muhammad ist der Gesandte Gottes.

"Es gibt keinen Gott ausser Allah!" [37:35]

 

Dies schuf tiefgreifende soziale und wirtschaftliche Implikationen.

 

Der Polytheismus sicherte den Kuraisch einen großen Teil des Lebensunterhaltes. Polytheismus, Henotheismus, Monotheismus, Christentum, Judentum, Zorotraismus, Hanifismus, das Heidentum mit allen seinen Modifikationen waren den Kuraisch vertraut. Die Kuraisch sahen in Muhammad eine Bedrohung für das religiös-wirtschaftliche System auf welchem die Stadt aufgebaut war; und dass nur ein Weg zu dieser Bedrohung führte: Der Angriff auf die Kaaba, das religiöse Zentrum vieler Pilger, der Ursprung und der Quell des Reichtums und des Ansehens der Kuraisch.

 

Es gibt nur einen Gott, und jeder kann ihn direkt anrufen. Die Götterbilder in der Kaaba sind nutzlos.

Die Kuraisch begannen Muhammad zu schikanieren, versuchten ihn zu bestechen, ihn davon abzubringen, seine Botschaft zu verbreiten. Umsonst. Und diese Botschaft von einem erfolgreichen und bekannten kuraitischen Kaufmann! Nicht hinzunehmen.

 

Nachdem es den Kuraisch nicht gelungen war Muhammad durch andere Mittel zum Schweigen zu bringen, verhängten sie einen Wirtschaftsboykott über ihn,und seinen Clan der Banu Haschim. Es gab Kuraisch die diesen Boykott kritisierten, und den Banu Haschim wieder erlauben wollten ,am Handel in der Stadt teilzunehmen.

 

Jedoch starb nun sein Beschützer und Gönner Abu Talib und seine geliebte Frau Chadidscha, und es trat eine neue Person an die Stelle des Scheichs der Banu Haschim: Abu Lahab, der Muhammad feindlich gesinnt war. Muhammad wurde öffentlich geschmäht, durfte nicht mehr predigen. Die Lage Muhammads in Mekka wurde kritisch ,und er suchte nach einem Ort, an dem er Zuflucht finden konnte.

 

Der kleine Clan der Chazradsch lebte in einem Zusammenschluss von Siedlungen 400 km nördlich von Mekka: Yathrib, und machte ihm ein Angebot der Zuflucht.

Die Übersiedlung der Anhänger Muhammads vollzog sich langsam und in kleinen Gruppen. Als die Kuraisch bemerkten was vor sich ging, waren nur noch Muhammad, Abu Bakr und Ali ibn Abi Talib in Mekka. Die kuraitischen Clans befürchteten Muhammad könnte eine Streitmacht gegen sie sammeln und beschlossen, Muhammad gemeinsam durch je einen Mann umzubringen. So verteilte sich die Blutschuld auf alle Clans.

 

Doch in Muhammads Haus und Bett fanden sie Ali statt Muhammad vor. Muhammad hatte von dem Mordplan Kenntnis erhalten, und war zusammen mit Abu Bakr geflohen. Sie versteckten sich in einer Höhle für drei Tage, und brachen danach mit schnellen Kamelen nach Yathrib auf, wo 70 Anhänger warteten. Diese Flucht nach Yathrib war die arab. Hidschra, auf dieses Ereignis bezieht sich die islamische Zeitrechnung: das Jahr 622 als das Jahr 1 nach der Hidschra. In Yathrib, das später Medina (Stadt des Propheten) heißt, baut Muhammad sein Haus das gleichzeitig Moschee arab. Masdschid sein wird. Medina wird für alle modernen Muslime und Muslimas das Idealbild der muslimischen Gemeinschaft: sowohl Reformer und Gegenreformer berufen sich hierauf. Man sollte aber den Koran in seinem historischen Kontext verstehen.

 

In Medina befinden sich neben den Muhadschirun (die die Hidschra vollzogen haben)  5 große jüdische Clans und ein paar kleinere und ein paar arabische. Es gab zwischen gruppierten Clans Spannungen und etwas wurde dringend zur Schlichtung gebraucht: ein hakam, ein Friedensrichter. Als weiser und gerechter Mann gewann er und die Umma an Einfluss in Yathrib.

 

Muhammad akzeptierte die Polygynie in Maßen als notwendig für den Fortbestand der Umma. In Yathrib heiratete Muhammad innerhalb von zehn Jahren neun Frauen; die meisten aus politischen Gründen.

 

Die Offenbarungen Muhammads verändern sich und beziehen sich nun mehr auf das diesseitige Leben: Er predigt von der sozialen Verpflichtung des Eigentums, dem pfleglichen Umgang mit Frauen, obwohl der Mann eine Stufe höher steht als sie, von Wucherzins, Glücksspiel und Alkohol, präzise Alltagsvorschriften vom Zähneputzen und dem Händewaschen nach dem Sex.

 

Allah: ein Gott auch der kleinen Dinge.

 

Muhammad beginnt kuraitische Karawanen zu überfallen, einmal sogar während des heiligen Monats und bricht damit den Landfrieden.

 

624 kommt es gegen die Kuraisch zur sieghaften Schlacht von Badr. Die zahlenmäßig weit unterlegenen Muslime siegen und sehen dies als einen besonderen Gnadenerweis des Himmels.

 

Bei Uhud kommt es 625 zur zweiten Schlacht, die Mekkaner sind wieder zahlenmäßig weit überlegen. Anfänglich gelingt es den Medinensern die Mekkaner zum Rückzug zu zwingen; doch dann bricht die Kampfdisziplin um zu plündern. Jetzt sammeln sich die Mekkaner, fallen über die Medinenser her und fügen ihnen schwere Verluste zu. Auf die fälschliche Nachricht von Muhammads Tod lassen die Mekkaner aber ab, und ziehen sich zurück. Die Umma wächst aber weiter an durch das prophetische Wirken Muhammads.

 

627 beschlossen die Kuraisch, der fortwährenden Konflikte müde, ein letztes Mal gegen Medina zu ziehen. Muhammad zog ihnen diesmal nicht entgegen sondern legte um Medina einen Graben an um dadurch die Angriffe der Mekkaner aufzuhalten. Nach einem Monat vergeblicher Versuche dieses genial einfache Verteidigungssystem zu überwinden, zogen die Kuraisch fast ohne Nahrung und Wasser nach Hause zurück.

 

Während der einmonatigen Belagerung unterstützte der größte jüdische Clan, die Banu Quraiza, offen die Kuraisch mit Waffen und Lebensmitteln. Sie rechneten mit einer Niederlage Muhammads, und wollten besser auf der Seite des Siegers stehen.

Aufgrund vorher schon schwankender Loyalität jüdischer Clans war Muhammads Großmut ausgereizt: ein hakam wurde eingesetzt, der diesen jüdischen Clan zu folgendem verurteilte:

„Die Männer sollen getötet, ihre Kinder und Frauen als Sklaven verkauft, und ihr Besitz unter den Muslimen aufgeteilt werden.“

 

628, ein Jahr nach dem Grabenkrieg, kündete Muhammad ganz unerwartet an, er werde eine Wallfahrt nach Mekka unternehmen. Er zog mit mehr als tausend seiner Anhänger zu seiner Heimatstadt  und deklamierte unerschrocken den Ruf der Pilger:“Hier bin ich , o Allah! Hier bin ich!“ Ein paar Kilometer vor der Stadt, in Hudaibiyya, nahmen die Kuraisch Verbindung mit ihm auf und boten ihm einen Vertrag an: Er solle auf Karawanenüberfälle verzichten, und im nächsten Jahr die Wallfahrt vollziehen dürfen. Muhammad stimmte zu. Ein Waffenstillstand.

 

629 war die Wallfahrt und wirkte außerordentlich positiv. 630 gab es ein Scharmützel zwischen seinen Gefolgsleuten und den Kuraisch zum Anlaß, den Waffenstillstand zu brechen. Er marschierte mit zehntausend Mann gegen Mekka, und wurde von den Bewohnern mit offenen Armen empfangen. Muhammad begab sich zur Kaaba, trug die Götterbilder heraus und zerstörte sie bis auf Jesus und seine Mutter Maria.

 

Das Heiligtum, die Kaaba, von nun an Haus Gottes genannt, wurde zum Mittelpunkt eines neuen universalen Glaubens, des Islam. (Islam „Hingabe zu Gott“, Muslim „Die sich Gott ergeben“). Muhammad wollte Hüter der Schlüssel, aber nicht König von Mekka sein. Nachdem er die Verwaltung geordnet und militärische und diplomatische Delegationen zu den übrigen arabischen Stämmen entsandt hatte, um für die neue politische Ordnung im Hidschaz (westl. arab. Halbinsel) zu werben, kehrte er nach Medina zurück.

 

632 verstirbt Muhammad, den Kopf im Schoß seiner Lieblingsfrau Aischa, und dies sollte die Umma spalten. Seine Nachfolge war nicht von ihm geregelt. Die muslimische Gemeinde wuchs und expandierte unvorstellbar schnell. Es drohte die ernste Gefahr, das ihr Wachstum alle organisatorischen Kräfte überforderte. Einige Klientelstämme begannen, gegen die muslimische Oberherrschaft aufzubegehren, und weigerten sich, die Armensteuer (Zakat) an Medina zu bezahlen. Mit Muhammads Tod als dem Schaich der Gemeinschaft erlosch auch der Treueid, den sie ihm geschworen hatten -  plötzlich waren sie von der Treuepflicht gegenüber der Umma entbunden.

 

Doch die größte Herausforderung für die muslimische Gemeinschaft nach Muhammads Tod bildete die Frage, wie aus den Worten und Taten des Propheten, festgehalten meist nur in den Erinnerungen seiner Gefährten, ein stabiles religiöses System erwachsen konnte.

 

Im Jahr 632 war der Koran noch nicht schriftlich fixiert. Bald wurde klar, dass Einheit und ein gewisses Maß an historischer Kontinuität der Umma nur dann gewährleistet war, wenn ein Abkömmling des kuraitischen Clans, und zwar einer der frühen Prophetengefährten (muhadschirun), die 622 die Hidschra nach Medina unternommen hatten, zu Muhammads Nachfolger bestimmt werde.

 

Muhammads Clan, die Banu Haschim, nunmehr ahl al-bait genannt, die „Leute des Hauses des Propheten“, stimmten dem zu, obwohl sie überzeugt waren, der Prophet hätte einen aus seinem eigenen Clan als Nachfolger gewünscht. Tatsächlich waren nicht wenige Muslime überzeugt, Muhammad  habe auf seiner letzten Wallfahrt nach Mekka seinen Vetter und Schwiegersohn, Ali, als Nachfolger bestimmt. Eine etwa gleich große Anzahl Muslime bestritt dies.

 

Um den Streitigkeiten ein Ende zu setzen, kamen Abu Bakr, Umar und ein führender Prophetengefährte namens Abu Ubaida, mit einer Gruppe der ansar zu einer traditionellen Schura zusammen. An ihrem Ende wurde Abu Bakr auf Drängen Umars und  Abu Ubaidas zum Führer der muslimischen Gemeinde bestimmt mit dem Titel Chalifat Rasul Allah, oder Nachfolger des Gesandten Gottes, kurz Kalif.

 

Abu Bakr verstand das Kalifat als ein weltliches Amt – ähnlich dem traditionellen Stammesschaich. Gottesdienstliche Pflichten waren von ihm nicht festzulegen – und damit war der Weg frei für die Entstehung einer neuen Klasse von Gelehrten  - den Ulama, denen es oblag die Umma auf den rechten Weg zu führen.

 

Als Kalif einte er die Gemeinschaft unter einem Banner und leitete eine Epoche der militärischen Triumphe und sozialen Eintracht ein. Es waren Abu Bakr und seine unmittelbaren Nachfolger – die ersten vier Kalifen, die sogenannten raschidun oder „die Rechtgeleiteten“ unter denen die Saat aufging, die Muhammad im Hidschaz ausgestreut hatte.

 

Doch die Wahl Abu Bakrs zum Kalifen verlief wenig harmonisch. Nur ein paar der wichtigsten Prophetengefährten nahmen an der Schura teil. Ali ibn Abi Talib wurde erst von der Schura unterrichtet, als Abu Bakr bereits gewählt war. Eine große Gruppe schäumte vor Wut und erklärte die Wahl ohne Ali nicht für gültig.

 

Abu Bakrs Regierungszeit war mit zweieinhalb Jahren sehr kurz, aber ausgesprochen erfolgreich. Er ließ Aufstände von Klientelstämmen erbarmungslos niederschlagen.

 

Abu Bakr designierte Umar als Nachfolgekalif. 634 verstarb Abu Bakr. Unter Umars Herrschaft wurden unter anderem Damaskus und Jerusalem erobert. Der Konflikt um die Nachfolge des Propheten schwelte weiter. Je weiter die persönliche Erinnerung an den Propheten verblasste, desto lauter wurde die Kritik derjenigen, die darauf pochten, dass nur Blutsverwandte des Gottgesandten das Recht hätten, die islamische Gemeinschaft zu leiten.

 

Im Jahr 642 eroberten muslimische Truppen die ägyptische Hauptstadt Alexandria. Umar fiel 644 einem Attentat zum Opfer. Der Grund war wahrscheinlich Machtkämpfe und Sippenfehden. Umar ließ noch auf dem Sterbebett einen Nachfolger wählen: Uthman Bin Affan, ein Schwiegersohn Mohammeds. Er förderte Eroberungsfeldzüge im Osten, Norden und Westen des im Entstehen begriffenen Großreichs.

 

Uthman ließ alle mündlichen und schriftlichen Überlieferungen über Muhammads Offenbarungen zu einem Öffentlichen Kodex zusammenfassen: dem Koran, 114 Suren, von der längsten bis zur kürzesten geordnet, 653 n. Chr. und damit 20 Jahre nach dem Tod des Propheten.

 

Uthman ersetzte fast alle bisherigen Statthalter auf muslimischen Territorium durch Mitglieder seiner Familie. Er griff in die Staatskasse und verteilte immense Geldsummen an seine Verwandten. Und schließlich vollzog er einen Traditionsbruch, indem er einen Titel als Chalifat Allah – Vertreter Gottes – zulegte. Uthman schuf sich mit seinen Maßnahmen nur Feinde. 655 kam es in mehreren muslimischen Provinzen zur Rebellion gegen die unfähigen und oftmals korrupten Statthalter.

 

Im Jahr 656 wurde Uthman beim Studieren des Korans von empörten Aufrührern ermordet. Die Verhandlungen über die Bestimmung des vierten Muhammad Nachfolgers waren mühsam. Die Mehrheit des Wahlgremiums sprach sich für Ali ibn Abi Talib aus. Zahlreiche Heerführer und Sippenchefs waren jedoch entschieden gegen die Wahl Alis. Der Statthalter des reichen Syrien, Muawija Bin Abi Sufjan, sagte Ali den Kampf an und erwies sich in einem blutigen Bürgerkrieg als der Stärkere.

 

In der Nähe des Euphrat, auf dem Schlachtfeld von Siffin, war Alis Armee 657 dem Sieg über Muawiya zum Greifen nah., Da Befahl Muawiya seinen Soldaten Korane auf die Lanzenspitzen zu stecken ,und so seinen Willen zur Kapitulation zu signalisieren. Ein Teil von Alis Armee, die Charidschiten, wollten weiterkämpfen, aber Ali verhielt sich gemäss Sure 2 Vers 193, "Wenn der Feind ablässt, sind alle weiteren Übergriffe versagt." . Ali beging den krassen Fehler, einen trickreichen Schiedsspruch zu akzeptieren, und sich auf einen Kompromiss mit den Rebellen über die Führung der Umma einzulassen. Das sollte ihm, den rechtmäßigen Umma – Führer, zum Verhängnis werden. Die Charidschiten verliessen wutentbrannt noch vor dem Schiesspruch das Schlachtfeld mit dem Ruf. "Kein Schiedsspruch ausser Gottes Urteil!" Muawiya nutzte die Umstände und Alis aus dem Schiedsspruch entstandene Nachteile seine Truppen neu zu sammeln und gegen Ali vorzugehen.

 

Einige enttäuschte extremistische Anhänger, genannt die „Abtrünnigen“, schimpften Ali einen Verräter und ermordeten ihn  661 in der Moschee des irakischen Kufa – weil er vor dem Herausforderer Muawija eingeknickt war. Als „Partei Alis“ (Schiat Ali) aber gingen jene Muslime in die Geschichte ein, die weiterhin allein in Ali und seinem Nachkommen die rechtmäßigen Nachfolger des Propheten sehen.

 

Die meisten Muslime akzeptierten jedoch Muawijas Inthronisierung als Kalif. Die Spaltung zwischen Sunniten, wie diese Mehrheit fortan hieß, und Alis Anhängern, den Schiiten, dauert bis heute an: Etwa zehn Prozent der weltweit etwa 1,5 Milliarden Muslime sind Schiiten, die große Mehrheit Sunniten.

 

Zu Zeiten seiner größten Ausdehnung erstreckte sich der muslimische Machtbereich von Portugal bis Pakistan. Im Jahr 732 besiegt der fränkische König Karl Martell die Araber in der Schlacht von Tours und Poitiers; sonst währe evtl. auch der Großteil von Europa islamisiert. Negative Auswüchse von Teilen der Umma mit dem Adjektiv „mittelalterlich“ zu bezeichnen ist unpassend, denn das Mittelalter war die Hochzeit der islamischen Kultur. Die Mauren schufen auf der iberischen Halbinsel eine Hochkultur,unter Duldung der dort lebenden Christen und Juden.

 

Nach der Machtergreifung der abbasidischen Dynastie wurde das neubegründete Bagdad 762 zur Hauptstadt der Kalifen. Es begann das Goldene Zeitalter des Islam; das gut ein halbes Jahrtausend währen sollte.

 

Der Islam? Die Umma? Ein geeintes, geordnetes Ganzes? Gibt es nicht. Die Umma ist gespalten in Schiiten und Sunniten, in zahlreiche Staaten, innerhalb der Staaten in verschiedene Stämme und Clans; außerdem in Reformer und Gegenreformer. Ziel der Gegenreformer ist eine Zurückführung des Islam auf seine Ursprünge im 7. Jahrhundert, wie sie diese Zeit interpretieren.

Denken sie denn nicht nach? Oder hängen Schlösser vor ihre Herzen?

Muhammad [47:24]

 

Die Reformer wollen zwar den Islam auf seine Ursprungszeit zurückführen, aber unter Exegese der Umstände die im 7. Jahrhundert herrschten und nun nicht mehr.

Der Islam soll unter Anwendung des Verstandes an die heutigen Gegebenheiten angepasst werden.

Friede, Nächstenliebe, Toleranz, Menschenrechte, säkulare Rechtssprechung, Anwendung des von Gott verliehenen Verstandes, Wahrung der Kultur und dennoch individuelle Entscheidungsfreiheit, dies ist das hohe Endziel einer Reform. Dies wird nicht Jahre, sondern Generationen dauern. Und Religion. Was? Religion? Als Letztes? Ja. Es steht ja jeder mit seinem Leben und seinen Taten für sich vor Gottes Gericht am Jüngsten Tag. Religiöse Erziehung und Unterrichtung des Nachwuchses kann ruhig geschehen. Aber letztlich möge ein Jeder in diesem unserem Lande nach seiner Fasson selig werden.

 

Dieser Reformprozess sollte von der „freien“ Welt unterstützt werden. Muhammad als das „Siegel der Propheten“? Der Koran enthält Verse die den Frieden und die Toleranz zwischen den Schrift besitzenden Religionen festlegen. Judentum, Christentum, Islam, friedlich koexistierend, um die guten Dinge wetteifernd, bis  Harmagedon und bis zum Tage des Jüngsten Gerichts.

 

World Trade Center, Bahnhof Madrid, Busse und U-Bahn London, Zeugen des „Kampfes der Kulturen“? Der wesentliche Kampf findet innerhalb des Islam statt. Schiiten gegen Sunniten, Reformer gegen Gegenreformer, seit dem Einmarsch der Amerikaner im Irak 2003 sind im Irak dem asymmetrischen Bürgerkrieg über 110.000 Iraker zum Opfer gefallen, Millionen sind auf der Flucht.

 

Afghanistan

 

Steckbrief Afghanistan

 

Fläche                       : ca. 652.000 Quadratkilometer

Einwohner               : ca. 26 Millionen

Hauptstadt                :Kabul

Amtssprachen         :Dari, Paschtu, Turksprachen

Analphabetenrate   : ca. 70 %

Verwaltung               : 33 Provinzen, durch Gouverneure verwaltet

BSP/Einwohner      :ca. 178 Dollar pro Kopf

 

Afghanische Volksgruppen

 

Paschtunen, Sprache Pashtu, sunnitischer Religion, 44 % Bevölkerungsanteil

Tadschiken, Sprache Dari, Sunniten und Schiiten, 28 % Bevölkerungsanteil

Usbeken, Sprache Usbekisch, sunnitischer Religion, 9% Bevölkerungsanteil

Hazara, Sprache Dari, schiitischer Religion, 7% Bevölkerungsanteil

Aimaq, Sprache Dari, sunnitischer Religion, 4% Bevölkerungsanteil

Turkmenen, Sprache turkmenisch, sunnitischer Religion, 3% Bevölkerungsanteil

Baluchen, Sprache Baluchi, sunnitischer Religion, 1% Bevölkerungsanteil

 

 

Friede und Reform

 

Friede und Reform im Nahen und Mittleren Osten? Die Situation ist kritisch. Indien und Pakistan sind Nuklearmächte die sich  wegen der Provinz Kaschmir im spannungsgeladenen Zustand befinden. Der schiitische Iran wird als nächstes Nuklearmacht werden. Das sunnitisch-wahhabitische Saudi Arabien fühlt sich hierdurch bedroht, und wird evtl. nuklear nachrüsten, obwohl es seit 1932 mit den USA verbündet ist. Israel und Iran schrecken sich gegenseitig nuklear ab.

 

Pakistan unterstützt terroristische Bestrebungen in Indien durch die LeT (Laschkar e-Taiba , „Armee der Reinen“, Mumbai 26. November 2008), Indien konnte bisher davon abgehalten werden zurückzuschlagen. Pakistan ist mit den USA offiziell verbündet, ist jedoch innerlich und politisch gespalten. Asif Ali Zardari ist Präsident von Pakistan, jedoch politisch in einer schwachen Position. Der mächtigste Mann in Pakistan ist General Generalstabschef der pakistanischen Armee Ashfaq Kayiani.

Der General und der pakistanische Geheimdienst ISI (Inter-Services Intelligence) sind in ihren Bestrebungen ziemlich unabhängig.

 

Die Taliban sind nicht nur in Afghanistan, sondern auch in Pakistan stark vertreten. Pakistan ist im Machtbereich der Taliban das Rückzugs- Ruhe- und Ausbildungsgebiet von al Qaida. Al Qaida ist in Staaten um Rekrutennachschub bemüht die für eine Einreise in die USA kein Visum benötigen. Der Generalstabschef und ISI wollen kein demokratisches Afghanistan mit einer starken Armee, die mit Indien verbündet ist. Sie fürchten eine indische Einkreisung.

 

Um politisch gutes Wetter zu machen geht die pakistanische Armee halbherzig gegen die Taliban vor, lässt es jedoch zu dass die Taliban unterstützt von den pakistanischen Taliban in Afghanistan stark bleiben – um ein stabiles, starkes Afghanistan zu verhindern. Die USA haben in Pakistan CIA – Teams, die für die über Pakistan operierenden, mit Hellfire – Raketen bewaffneten Predator Drohnen Ziele aufklären: Taliban und al Qaida haben in Pakistan etwa 150 Ausbildungslager.

 

Unter George W. Bush wurden die Pakistani über bevorstehende Predatorangriffe unterrichtet, da jedoch die Pakistani die anzugreifenden Ziele warnten, informiert man die Pakistani nun nur noch zeitgleich oder nach dem Angriff. Predatorangriffe gibt es schon seit Jahren, jedoch dadurch die Taliban und al Qaida – Ziele signifikant zu reduzieren ist etwa so effektiv wie gegen einen Bienenstock vorzugehen indem man jede Biene einzeln totschlägt.

 

Mit rüden Methoden anders als diplomatisch gegen Pakistan vorzugehen empfiehlt sich nicht. Niemand braucht eine Atommacht die in Chaos und Anarchie versinkt, und niemand braucht fanatisierte, in Madrasas (Koranschulen) indoktrinierte Taliban oder al Qaida-Terroristen die Zugriff auf Atomwaffen haben.

 

Die Situation zu klären ist etwa so einfach wie Jonglieren auf einem Drahtseil.

 

In allen Fällen ist hoffen besser als verzweifeln.

Johann Wolfgang von Goethe

 

Die islamische Welt befindet sich in einem Ringen zwischen den Kräften der Reform und denen der Gegenreform. Die Reformkräfte müssen politisch unterstützt werden und die Botschaft der Reform (siehe oben) muss unter den Menschen verbreitet werden. Zum Beispiel auch erstmal im eigenen Land.

 

Kleine Vorhaben die man ausführt sind besser als große die man plant. Wer Großes schaffen will muss darauf verzichten es selbst noch genießen zu können. Sie wollen einen Beitrag zur Reform leisten? Empfehlen Sie diese Seite ihren Bekannten. Zur Zeit lesen bzw. besuchen ein paar dutzend Leute diese Seite pro Monat. Es waren jedoch schon mal hunderte. Mittlerweile hunderte täglich.

 

Ach ja. Afghanistan. Die afghanische Armee und Polizei (ANSF)  sollte bis 2015 auf 400.000 Mann aufgestockt werden, aufgrund der zahlreichen Abgänge will man nun aber nur noch soviel wie möglich ausbilden. Landwirtschaftliche Entwicklung soll gefördert werden. Aber nicht mehr zum Mohnanbau. Afghanistan ist der weltgrößte Opiumproduzent. Das Angebot deckt 90% der weltweiten und 100% der europäischen Nachfrage.

 

Wenn die NATO 2011 mit Maus und Mann abzieht ist es nur eine Frage der Zeit bis die Taliban wieder an der Macht sind. Im Juli 2011 wollen die Amerikaner beginnen ihre Kräfte langsam auszudünnen und Gebiete an die ANSF (Afghan National Security Forces) zu übergeben.

 

Rein militärisch sind die Probleme mit den Kräften der Gegenreform nicht zulösen. Es muss zeitgleich ein Kampf um Herz und Verstand der Muslime mit friedlichen Mitteln geführt werden. Aus dem Koran lässt sich herauslesen dass es Gottes Wille ist, dass es mehrere monotheistische Religionen gibt. Moralisch rhetorisch wertvolle Botschaften müssen auf allen Kanälen verbreitet werden. Den Krieg nicht gewinnen durch Erschlagen des Gegners, sondern durch Überzeugen – mit derselben Geduld, wie die dafür erforderliche dass ein fallender Tropfen Wasser den Stein höhlt.


 

Al Qaida

 

In der Nacht vom 01. auf den 02. Mai 2011 wurde Osama bin Laden in Pakistan von den Amerikanern getötet. Die momentane Nummer 2 von Al Qaida ist der 59-jährige Ägypter Ayman al-Zawahiri. Auf ihn haben die Amerikaner ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.

Die direkte Übersetzung aus dem arabischen ist „die Basis“ oder „der Stützpunkt“, was sich entweder auf die Stützpunkte der Mudschaheddin des Sowjetisch – Afghanischen Krieges oder auf die zahlreichen Trainingscamps der Organisation von den frühen 1990er Jahren bis jetzt bezieht, in denen laut Bundeskriminalamt 70.000 Kämpfer für die Ausführung terroristischer Aktionen ausgebildet wurden. Was will al Qaida? Erklärtes Ziel der al Qaida ist die Errichtung eines alle islamischen Länder und Gebiete sowie weitere Territorien umspannenden Gottesstaats für alle Rechtgläubigen als Kalifat. Zwischenzeitliche Ziele bestehen darin, die westlichen Staaten zu bekriegen, von denen sie annimmt, dass diese eine weltweite antiislamische Verschwörung anführen, sowie die Vernichtung Israels herbeizuführen. Zu beachten ist, dass die Endziele von al Qaida keine kurzfristigen, sondern langfristige sind, mit deren Erreichen al Qaida erst in Jahren oder Jahrzehnten rechnet. Hauptmotiv ist dabei nicht zwingend, diese Ziele selbst durchzusetzen, sondern eine Kette von Ereignissen in Gang zu setzen, welche letzten Endes zum gewünschten Ergebnis führt.  Man darf sich al-Qaida nicht als eine politische Organisation vorstellen, die ein bestimmtes Gebiet erobern und dort herrschen will. Al Qaida verfolgt eine doppelte Strategie. Zum einen zettelt sie ein direktes Kräftemessen mit den Großen oder vielmehr dem Großen an, was gleichbedeutend ist mit der Macht Amerikas, und setzt dabei weniger auf den realen Schaden (ob finanzieller Art oder in Gestalt einer großen Anzahl von Todesopfern), sondern nutzt die Kraft der Bilder, die mediale Wirkung und den Schrecken. Andererseits profitiert sie parasitär von den vorhandenen Konflikten und deutet sie zum globalen Dschihad gegen den Westen um. Die spiegelbildliche Entsprechung der im Westen kursierenden Theorie vom Zusammenprall der Kulturen verstärkt dabei den Effekt noch. Tatsächlich ist al-Qaida auf diejenigen, die sie dämonisieren, durchaus angewiesen, denn auch in diesem Fall gilt, dass die Wahrnehmung zum politischen Handeln führt.  An der großen Zahl der Konvertiten, durch die sich al-Qaida von anderen islamischen Organisationen grundlegend unterscheidet, lassen sich mehrere Eigenschaften der Organisation besonders gut nachvollziehen:

-          Al-Qaida ist eine enterritorialisierte Organisation, die in keiner Weise eine traditionelle Kultur des Mittleren Ostens wiederspiegelt oder eine Reaktion auf den israelisch-palästinensischen Konflikt darstellt.

-          Al-Qaida zieht Menschen an, die sich dreißig Jahre früher wahrscheinlich extrem linken oder extrem rechten Gruppen angeschlossen hätten.

 

Al-Qaida agiert in international ausgerichteten Netzwerken. Diese Netzwerke bestehen aus einer kleinen Gruppe von Personen die sich gut kennen. Sie teilen Wohnungen, Bankkonten, treten gegenseitig als Trauzeugen auf, unterschreiben wechselseitig ihre Testamente usw.. Die Abschottung kommt durch die Gruppe, nicht durch konspiratives Verhalten.

 

Doch al-Qaida beschränkt sich nicht auf persönliche Netzwerke. Wir finden daneben noch eine Vielzahl anderer Formen des Zusammenhalts und der Kooperation: Franchise-Unternehmen, Filialen, Netzwerke und Verbindungen.

 

-          Franchise-Unternehmen: Es genügt, dass lokale Aktionsgruppen das Logo und Konzept von al-Qaida übernehmen, ohne direkt mit dem Zentrum verbunden zu sein, und schon kann sich al-Qaida eine Aktion auf ihre Fahne schreiben.

-          Filialen: Lokale, relativ territorial gebundene Organisationen die in einem begrenzten Raum agieren, der einem Land oder Sprachgebiet entspricht, die ihre eigene Geschichte haben und von al-Qaida instrumentalisiert werden, bis sie sich schließlich selbst explizit auf al-Qaida berufen.( z.B.Indonesien)

-          Verbindungen und Netzwerke: Eine besondere Verbindung entwickelt sich zwischen al-Qaida und den radikalen Netzen Pakistans.. Der Hauptgrund hierfür ist, dass die Führung von al-Qaida in Pakistan sitzt, das ist seit Ende 2001 bekannt, wird aber von den pakistanischen Behörden bestritten, und von den Amerikanern mit Schweigen übergangen.

 

Al-Qaida fügt sich reibungslos in die „asymmetrische“ Strategie ein; sie will kein neues politisch-territoriales Gebilde schaffen; ihr Ziel ist vielmehr, die Zahl der „Grauzonen“ zu vermehren, in denen es keinen Staat, keine Verwaltung und keine festen Ziele gibt.

 

"Wir würden es nicht als Verbrechen ansehen, in den Besitz atomarer, biologischer oder chemischer Waffen zu gelangen. Unser heiliges Land ist von israelischen und amerikanischen Truppen besetzt. Wir haben das Recht, uns zu verteidigen und unser heiliges Land zu befreien:"

Osama bin Laden, Januar 1999

 

"Wenn ein anderes islamisches Land die Bombe möchte, dann muß sie es selbst entwickeln. Man bekommt Kernwaffen nicht auf einem Silbertablett serviert!"

Dr. Abdul Qadeer Khan, Oktober 1998

 

Al Qaida strebt nach Besitz von ABC Waffen. Bis heute hat sie höchstwahrscheinlich keinen Zugriff hierauf, da sie als Druckmittel oder für einen Terroranschlag gebraucht worden wären.

 

Al-Qaida kennt kein verheißungsvolles Morgen, und in diesem Punkt gibt es Querverbindungen zu den Selbstmordattentaten: Man stirbt für sich selbst, nicht für ein gemeinsames Projekt. Wir müssen aufhören, die Welt durch die Zerrbrille von al-Qaida zu betrachten, denn darin liegt ihre einzige Macht.

 

Googeln Sie al Qaida und führen Sie sich die Wikipedia – Enzyklopädie über dieses Thema zu Gemüte um ihren Sachstand diesbezüglich auf den höchsten Stand zu bringen.

Wenn Du den Gegner und Dich selbst kennst, brauchst Du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten.                                                       Sun Tzu

 

Na? Alles fleißig gelesen? Dann empfehlen Sie die Seite weiter. Auf dass es deutschlandweit werde. Sie wollen mehr über die Materie lesen?  Dies sind die Quellen:

 

Spiegel Geschichte 5/2010

 

Kein Gott außer Gott   Reza Aslan  ISBN 978 3 406 54487 3

 

Allahs langer Schatten  Michael Lüders    ISBN978 3 451 29664 2

 

Der falsche Krieg    Olivier Roy    ISBN 978 3 88680 884 7

 

Mohammed  Hans Jansen   ISBN  978 3 406 56858 9

 

Obamas Kriege  Bob Woodward   ISBN 978 3 421 04508 9

 

9/11 Der Tag, die Angst, die Folgen  Bernd Greiner   ISBN  978 3 406 61244 2

 

Atomwaffen für al Qaida    Egmont R. Koch    ISBN 3 351 02588 2

 

Machen wir Frieden oder haben wir Krieg? Auf UN-Mission in Afghanistan     Tom Koenigs  ISBN  978-3-8031-3637-4

 

Der Koran   ISBN  978 3 442 21846 2