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Der Luftkrieg 1939 bis 1945

 
Der Traum vom Fliegen ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Schon die griechische Mythologie kennt die Sage des Ikarus, der, um von der Insel Kreta zu entkommen, sich Flügel mit Wachs anklebte, bei seinem Flug aber der Sonne zu nahe kam, was das Wachs zum Schmelzen brachte und Ikarus in das Meer stürzen ließ.
 
Im Mittelalter beschäftigte sich das italienische Universalgenie Leonardo da Vinci´s mit dem Flug der Vögel, und entwarf einen Apparat, der das Fliegen möglich machen sollte.
 
Der Ruhm, die ersten fliegenden Menschen zu sein, sollte jedoch den Gebrüdern Montgolfiere vorbehalten sein, welche sich im Juli 1783 mit einem Heissluftballon in die Lüfte erhoben.
Es dauerte nicht lange und die neue Erfindung musste bereits militärischen Zwecken dienen. Bereits während der Kriege, die der französischen Revolution folgten, wurden mit Seilen am Boden befestigte Ballone zur Beobachtung des Feindes eingesetzt.
 
Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 nutzen die Franzosen Ballone um Personen über den deutschen Belagerungsring um Paris ein- und auszufliegen, wogegen die Deutschen Bak´s einsetzten: 88 mm Ballonabwehrkanonen, die Anfänge der modernen Flak.
 
Am Strande von Kitty Hawk, North Carolina, erlebte die moderne Luftfahrt 1903 ihre Geburtsstunde: Orville und Wilbur Wright schafften den ersten motorisierten Flug der Menschheitsgeschichte, und legten eine Strecke von etwa 300 m zurück.
 
Wieder sollte es nicht lange dauern und die neue Errungenschaft wurde dem Kriegshandwerk nutzbar gemacht. Bereits vor dem ersten Weltkrieg wurden Flugzeuge in kleinern Kriegen zur Beobachtung des Gegners eingesetzt.
 
Im Ersten Weltkrieg sollte das anfangs von den Generälen noch mit Misstrauen bedachte Flugzeug schließlich zu einer Waffe enormer Bedeutung werden, auch wenn es noch nicht die verheerende Vernichtungskraft späterer Zeiten hatte.

 
In der Schlacht, die von den Franzosen als das „Wunder an der Marne“ bezeichnet wird, entdeckt ein alliiertes Aufklärungsflugzeug  die Lücke zwischen den deutschen Flügelarmeen, in die hinein der alliierte Gegenangriff zielt.
 
Die feindlichen Piloten, die sich anfangs in der Luft noch mit Sportsgeist begegneten, wurden bald gewahr, dass die Informationen des anderen ihre Kameraden am Boden gefährdete. So begannen die ersten Versuche, das Flugzeug des anderen zum Absturz zu bringen. Hierzu benutzte man Karabiner, Handgranaten und sogar Ziegelsteine!
 
Die effektivste Waffe zu diesem Zweck war natürlich das Maschinengewehr, das Problem war nur, dass die beste Schussposition hinter dem feindlichen Flugzeug war, und zwischen der Waffe und dem Feind befand sich bei den meisten Flugzeugen der eigene Propeller.
 
1915 fand der Franzose Roland Garros eine simple, um nicht zu sagen rustikale Lösung für dieses Problem: er befestigte Stahlplatten zum Ablenken der Geschosse an seinem Propeller, und ließ das MG durch den Propellerkreis feuern. Damit versetzte er die Deutschen in  Angst und Schrecken.
 
Jedoch musste er bald darauf wegen eines Motorschadens hinter den deutschen Linien landen, und das Geheimnis war gelüftet. Die Deutschen zeigten das System dem in deutschen Sold stehenden niederländischen Flugzeugkonstrukteur Anthony Fokker. Anstatt es zu kopieren, ersannen Fokker und seine deutschen Ingenieure ein weit besseres System : einen Synchronistionsmechanismus, der das MG nur feuern ließ, wenn der Propeller nicht gefährdet war. Immelmann und Boelcke wurden mit diesem System die ersten deutschen Fliegerasse.
 
Dieses System wurde von den Alliierten bald kopiert und Technik und Spezialisierung im Luftkrieg schritten rasant fort.
 
Je weiter der Krieg voranschritt, desto klarer wurden die Aufgaben verteilt: Es gab Aufklärungsflieger die Luftaufnahmen der gegnerischen Stellungen machten, und auch schon Artillerieflieger, die das Feuer der eigenen Batterien überwachten, auch wenn diese Aufgabe meist von Fesselballonen wahrgenommen wurde.

 
Des Weiteren gab es die Bomber, die sowohl im taktischen als auch strategischen Rahmen eingesetzt wurden. Es gab die ersten Angriffe gegen Städte, wobei hierbei zwar meist militärische Ziele vorgegeben waren, die Kollateralschäden jedoch billigend in Kauf genommen wurden. Wurde London anfangs noch von Zeppelinen bombardiert, waren es gegen Ende des Krieges bereits viermotorige Bomber mit einer Nutzlast von 2 t.
 
Zu guter Letzt gab es die Jäger, welche um die Luftüberlegenheit am Himmel kämpften. Dies waren überwiegend robuste Doppeldecker mit 2 synchronisierten MG´s, die 200 km/h oder mehr erreichten. Männer wie von Richthofen (80 Abschüsse), Udet (62 Abschüsse), Löwenhardt (54 Abschüsse) auf deutscher Seite oder Bishop, Collishaw, Guynemer oder Rickenbacker auf alliierter Seite wurden zu populären Fliegerassen.
 
Am 11. November 1918 schloss Deutschland, das keine Hoffnung mehr auf einen Sieg hatte, einen Waffenstillstand mit den Alliierten. Diese handelten in Versailles ohne Beteiligung der Geschlagenen einen Friedensvertrag aus und zwangen die Deutschen zur Ratifikation. Die Bedingungen des Vertrages legten den Keim zum Revanchekrieg:
 
Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld Deutschlands.
Zahlung der Kriegskosten aller Länder durch Deutschland allein.
Verlust Elsass-Lothringens, Nordschleswigs, Teilen Posens, Abtrennung Ostpreußens vom Reich, Entmilitarisierung des Rheinlandes , alliierte Brückenköpfe auf dem rechten Rheinufer, Verlust aller Kolonien.
Beschränkung des deutschen Heeres auf 100.000 Mann, der Marine auf 15.000 Mann, Übergabe der Hochseeflotte, Verbot der militärischen Luftfahrt.
Der Krieg, der bislang als „ein Akt des menschlichen Verkehrs“ gegolten hatte, wurde als ein Verbrechen gegeißelt.
 
Die Demütigung und Not des deutschen Volkes sowie die weit verbreitete Verrohung aufgrund des Krieges waren der Nährboden für radikale Parteien jeder Coleur, die links und rechts der gemäßigten Parteien der Weimarer Republik um die Macht kämpften.
 
Nach dem Krieg beschäftigten sich Theoretiker aller Länder mit Überlegungen über das Gesicht eines zukünftigen Krieges, so auch der italienische General Giulio Douhet in seinem Buch „Il domino dell´ aria“ In diesem schreibt er die Lehre nieder, dass in einem zukünftigen Krieg der Gegner durch massive Bombenangriffe auf das gegnerische Hinterland allein niedergeworfen werden könne.

 
Nach Hitler´s Machtergreifung 1933 und dem Beginn der Wiederaufrüstung Deutschland´ s ist General Walther Wever, der erste Generalstabschef der Luftwaffe, ein eifriger Verfechter dieser Theorie und der Befürworter des Aufbaus einer strategischen Bomberwaffe. 1936 verunglückt Wever tödlich bei einem Flugzeugabsturz, und unter der Dominanz von ehemaligen Heeresoffizieren baut Deutschland eine auf die Unterstützung von Bodentruppen spezialisierte taktische Luftwaffe.
 
Diese Luftwaffe wird zum ersten Mal im spanischen Bürgerkrieg 1936 erprobt. Zur Unterstützung von Franco´s Nationaler gegen die kommunistischen Republikaner entsendet Deutschland Material und „Freiwillige“ in der Legion Condor. Traurige Berühmtheit erlangt der Luftangriff der Legion Condor auf die spanische Stadt Guernica.
Pablo Picasso hat die Schrecken dieses Luftangriffes in einem berühmten Gemälde gleichen Namens festgehalten, für viele der erste Terrorangriff der Geschichte. 
 
Hitler rechnet nicht vor 1943 mit einem allgemeinen Krieg. So löst das Ultimatum und die anschließende Kriegserklärung Frankreich´s und Großbritannien´s nach Hitler´s Einmarsch in Polen in der Reichskanzlei beträchtliche Betroffenheit aus. Doch die Westmächte verhalten sich defensiv, und die Wehrmacht  kann Polen in ihrem ersten Blitzfeldzug niederwerfen. Bei den Kämpfen um Warschau wird die Hauptstadt von der Luftwaffe angegriffen und schwer beschädigt, jedoch waren das Ziel dieser Angriffe Truppen in der Hauptstadt. Dieser Angriff wird mit späteren deutschen Angriffen als Präzedenzfall von den Alliierten genommen.
 
Im Westen halten sich beide Seiten mit Luftangriffen zurück, aus Angst vor der Vergeltung des anderen. Die Royal Air Force beschränkt sich auf Angriffe auf Kriegsschiffe in der deutschen Bucht. Ein solcher Angriff findet am 18.12.1939 statt. 22 zweimotorige Wellington Bomber suchen über der deutschen Bucht nach Kriegsschiffen, können jedoch keine finden. Ein deutsches Funkmessgerät Typ Freya auf Wangerooge ortet die Flugzeuge und alarmiert einen Jägerhorst in Jever. Auf dem Rückflug werden die Bomber von 32 Bf 109 und 16 Bf 110 eingeholt, welche durch eine Bodenleitstelle herangeführt werden. Im britischen Bomber Command ist man der Meinung, das das zusammengefasste Feuer eines eng fliegenden Bomberverbandes in der Lage ist jeden Angriff durch Jäger abzuweisen. Diese Theorie sollte nun auf die Probe gestellt werden.
 
12 Bomber werden abgeschossen, 3 schwer beschädigt. Die RAF zog daraus die Lehre, dass Angriffe bei Tage ohne Jagdschutz zwangsläufig zu hohen Verlusten führen mussten, und die RAF spezialisierte sich nun auf Angriffe bei Nacht, welche mit ihrem schützenden Mantel der Dunkelheit den Bomber den Blicken der Abwehr entzog, jedoch auch das Ziel den Blicken der Bomberbesatzung. Um die Lösung dieser beiden Probleme entspann sich zwischen Deutschland und Großbritannien in den folgenden Jahre ein harter technologischer Wettstreit.

 
Am 10.Mai 1940, dem Beginn der deutschen Westoffensive, bombardieren 3 deutsche He 111 Bomber versehentlich Freiburg. Die NS Propaganda beschuldigt hierauf die Alliierten des Bombardierens offener Städte und nimmt dieses Vorkommnis als Präzedenzfall.
 
Bei Beginn der Westoffensive sind deutsche Luftlandetruppen in Rotterdam gelandet, werden jedoch von den Niederländern eingekesselt und befinden sich in einer bedrohlichen Lage. Am 14.Mai erreichen deutsche Bodentruppen Rotterdam, können jedoch nicht bis zu den eingeschlossenen Luftlandetruppen vordringen. Oberst Scharoo, der niederländische Stadtkommandant, wird von Oberstleutnant von Choltitz aufgefordert zu kapitulieren, lehnt jedoch ab. Daraufhin wird ein Luftangriff auf den von niederländischen Truppen gehaltenen Teil Rotterdams angefordert.
 
Um 13 Uhr 25 startet das KG 54 in 2 Verbänden, 43 und 57 Maschinen stark. Sie sollen Rotterdam bombardieren, falls nicht rote Leuchtkugeln die Kapitulation von Rotterdam anzeigen. Während des Anflugs kapituliert Rotterdam, diesbezüglich Funksprüche erreichen jedoch die Bomber nicht, da diese ihre Schleppantennen eingezogen haben. Die roten Leuchtkugeln werden nur von einer der beiden Formationen gesehen, die anderen durch den Qualm des brennenden Dampfers „Stratendam“ verdeckt.
 
43 Maschinen drehen ab, 57 jedoch werfen 97 t Sprengbomben ab. Gleich die ersten Bomben zerstören das Hauptwasserrohr, andere treffen eine Margarinefabrik, und Ströme brennenden Öls fließen durch Rotterdam und setzen die Altstadt in Brand. 900 Menschen fallen dem Angriff zum Opfer, die alliierte Propaganda spricht von 40.000 Toten.
 
Dieses Ereignis bedeutet eine weitere Eskalation des Luftkrieges: unter dem Eindruck der Tragödie von Rotterdam hebt Winston Churchill das Verbot des Bombardierens deutscher Städte auf.
 
Am 22. Juni 1940 endet der Westfeldzug mit der Kapitulation Frankreichs. Hitler hofft auf eine Verständigung mit England, Churchill will jedoch bis zum bitteren Ende kämpfen. So bereitet die Wehrmacht Unternehmen Seelöwe vor: die Invasion Englands.
 
Unabdingbare Vorraussetzung hierfür ist Luftherrschaft über dem Kanal und Südengland, da die Kriegsmarine quantitativ für die Royal Navy kein Gegner ist, und der Schutz der Invasionsflotte aus der Luft erfolgen muss. Zum ersten Mal in der Kriegsgeschichte hängt die Entscheidung über Sieg oder Niederlage an dem Ausgang einer Luftschlacht.
 
Nun rächt sich, dass die Luftwaffe ausschließlich auf taktische Aufgaben ausgerichtet ist, denn für diese Aufgabe ist sie nicht geeignet: das einzige Flugzeug, dass es mit der Spitfire und Hurricane aufnehmen kann, die Bf 109, kann maximal 20 Minuten über Südengland bleiben, zu wenig für effektiven Geleitschutz. Die Bf 110 ist zu schwerfällig. Die Bomber sind zu leicht bewaffnet und die Bombenlast ist unzureichend.

 
Hinzu kommt, dass die britische Jagdabwehr hervorragend organisiert ist: Entlang der britischen Küste stehen Range and Direction Finding Stations, später Radio Detection and Ranging, kurz RADAR genannt. Die deutschen Formationen werden beim Sammeln und Anflug geortet und durch vom Boden geleitete Jäger abgefangen.
 
Des Weiteren steht den Briten eines der größten Geheimnisse des letzten Krieges zur Verfügung: ULTRA. 
Die deutschen Codes des Heeres, der Luftwaffe, der Marine, der SS, des SD, der Polizei, der Geheimdienste, der Reichspost, der Reichsbahn und des Diplomatencorps werden durch ein Chiffriergerät namens ENIGMA verschlüsselt. Dies ist eine Weiterentwicklung eines Chiffriergerätes aus der zivilen Wirtschaft. Durch puren Zufall gelangt im Jahr 1928 eine ENIGMA in einer Kiste   an den polnischen Zoll, welcher das polnische Militär verständigt, woraufhin 2 Kryptologen einen Blick auf den Fund werfen können, danach wird die ENIGMA auf ihren Postweg zurück geleitet. Zivile ENIGMAs wurden von den Polen beschafft. Drei Jahre später erhalten die Polen vom französischen Geheimdienst Informationen über die von der Wehrmacht benutzte ENIGMA, und kann von dieser Replikate bauen. Ein mit dem Dekodieren des ENIGMA-Codes befasster Mann war ein  polnischer Mathematiker, Marian Rejewski, dem noch vor dem Krieg, Anfang 1933, ein Einbruch in die ENIGMA gelang, und bei einem Geheimtreffen am 26. und 27.07.1939 mit französischen und britischen Code-Knackern diesen sein Wissen mitzuteilen. Seit Januar 1940 können die Briten viele deutsche Funksprüche, bis auf die der deutschen Marine, mitlesen. Die Marine benutzte anfangs die ENIGMA M3 mit einer ausgeklügelten Spruchschlüsselvereinbarung, was erstmal eine harte Nuss war, und nach dem 1.Februar 1942 wurde die M3-ENIGMA gegen die M4-ENIGMA ausgetauscht, was ebenfalls einen längeren Blackout der Codebreaker hervorrief, "die zweite glückliche Zeit der U-Boote."
 
Im Bletchley Park nord-westlich von London werden seit Januar 1940 von Kryptologen und Mathematikern unter Unterstützung von Rechnern große Teile des deutschen Funkverkehrs abgehört und entschlüsselt. Teilweise sind die Briten über Befehle für deutsche Verbände eher im Bilde als die deutschen Verbände sie selbst entschlüsselt haben. Dies läuft unter der Tarnbezeichnung ULTRA.
 
Die Luftschlacht um England lässt sich in mehrere Phasen unterteilen:
 
Vom 10. Juli bis zum 13. August 1940 greift die Luftwaffe Kanalkonvois und Radarstationen an. Die Angriffe auf die Radarstationen werden auf Befehl Görings jedoch eingestellt, da es den Briten durch Notsender gelingt, dem deutschen Horchdienst zerstörte Stationen als aktiv vorzugaukeln.
 
Vom 13. August bis zum 24. August wurden verschiedene Ziele wie Basen des Fighter Command, Bomber Command, Coastal Command, Fabriken und Häfen angegriffen. Nach heftigen Kämpfen verursacht eine Schlechtwetterphase ein Abflauen der Kämpfe.
 
Vom 24. August bis 07. September konzentrieren sich die deutschen Angriffe auf Einrichtungen des Fighter Commands, und die Deutschen sind dem Ziel der Luftüberlegenheit über Südengland sehr nahe.
 
„Then, once again, as at Dunkirk, Hitler came to our aid”, wie ein britisches Geschichtswerk vermerkt. Angriffe auf London waren durch Hitler verboten.
 
Ein deutscher Bomber, welcher in der Nacht vom 24. zum 25.08. versuchte , Öltanks in Thameshaven zu bombardieren, verflog sich und bombardierte London.
 
Daraufhin ordnet Churchill einen Vergeltungsangriff auf Berlin an: in der Nacht vom 25.08. zum 26.08. wird Berlin von 81 Bombern angegriffen. Weitere Angriffe folgen. Nach einer Rede im Sportpalast, in der Hitler mit Vergeltung droht, befiehlt er am 04. September den Angriff auf London.

 
Dadurch wird in einer kritischen Phase der Druck vom Fighter Command genommen, und die Deutschen greifen ein Ziel an der Grenz der Reichweite ihre Geleitschutzes an. Am 07. September erfolgt der erste große Tagesangriff auf London mit 300 Bombern und 600 Jägern. Die Angriffe kulminieren am 15. September in einer Luftschlacht, die von den Briten noch heute als Battle of Britain Day gefeiert wird.
In 2 Grossangriffen beanspruchen die Briten, 175 deutsche Flugzeuge abgeschossen zu haben. Die Deutschen verlieren 56, die Briten 26 Flugzeuge.
 
Die nahenden Herbststürme und der Misserfolg der Luftwaffe erzwangen, die Invasion aufzugeben, und Hitler plante bereits das Unternehmen Barbarossa: der Überfall auf die Sowjetunion. Die Luftangriffe auf England gingen jedoch bis Mai 1941, überwiegend bei Nacht, weiter. Ziel war das britische Industriepotential. Der verheerendste  Angriff richtete sich in der Nacht des 14. auf den 15. November gegen ein Zentrum der britischen Flugmotorenindustrie: Coventry.
 
Am 14. November 1940 um 15 Uhr entschlüsselt Bletchley Park einen deutschen Funkspruch, der besagt dass die Luftwaffe einen Grossangriff auf Coventry vorbereitet. Wing Commander Winter-Botham, der Leiter des Projekts Ultra, lässt bei Churchill nachfragen, ob die Zivilbevölkerung Coventrys evakuiert werden soll.
Der Premierminister lehnt ab, da er befürchtet, dass dies den Deutschen offenbaren würde, dass die Briten ihren Funkverkehr mitlesen können.
Das Geheimnis von Ultra muss gewahrt bleiben.  (Der moderne Stand der Geschichtsforschung bezweifelt den hohen Kenntnisstand der Briten bezüglich des geplanten Angriffes auf Coventry gemäss der Darstellung Winter-Bothams. Aber als fiktives Fallbeispiel ist es einfach zu gut. Wie hätten Sie entschieden als Premierminister, wäre es so gewesen? Darum ist hier Erwähnung geschehen.) Die Luftwaffe gab in ihrem Funkverkehr Decknamen für das Angriffsziel vor. Birmingham war "Bild". Liverpool war "Liebe". Das Ziel für diesen Angriff, Deckname "Monscheinsonate", war "Korn". Da es keine Großstadt mit "Ko" am Anfang in Großbritannien gibt, standen die Briten erst mal vor einem Rätsel. Erst durch den Angriff wurde klar, das "Korn" für Coventry stand.
 
Die Angriffsbedingungen sind günstig: Windstille und Vollmond erleichtern die Navigation, die Pfadfinderkampfgruppe 100, welche mit X Geräten nach dem Knickebeinverfahren das Ziel ansteuern, sorgen für eine präzise Zielmarkierung des Stadtkerns, und da Coventry nur ca. 400 km von den deutschen Bomberbasen entfernt liegt, können viele der 449 deutschen Bomber zweimal eingesetzt werden.
Beim Knickebeinverfahren fliegen die Bomber auf einem Funkleitstrahl, bei Schneiden eines zweiten Funkleitstrahls hört der Pilot ein akustisches Signal, das besagt das er sich über dem Ziel befindet.
 
503 Tonnen Sprengbomben und 881 Brandschüttkästen fallen auf Coventry. Die Brände können erst in der nächsten Nacht unter Kontrolle gebracht werden. 554 Einwohner Coventrys werden getötet, 865 werden verletzt.
 
Auf absehbare Zeit war das Bomber Command der Royal Air Force die einzige Waffe, mit der Churchill Deutschland treffen konnte. Solange Deutschland mit Stalin verbündet war, wirkte sich die Seeblockade der Royal Navy nicht kritisch aus, und eine Invasion des Kontinents gegen die gesammelte Macht der Wehrmacht war aussichtslos.

 
So flog das Bomber Command bis Ende 1941 Angriffe gegen Deutschland, die der deutschen Rüstungsindustrie zwar keinen ernsthaften Schaden zufügten, aber Hermann Görings Ruf stark beschädigten. So befahl er Oberst Kammhuber ein Verteidigungssystem gegen die nächtlichen Einflüge der Briten zu organisieren. Dieser organisierte daraufhin die Kammhuberlinie mit ihren Himmelbettstationen.
 
Die Kammhuberlinie zog sich sichelförmig an der deutschen Grenze entlang. Die Linie bestand aus Himmelbettboxen. In einer solchen Box waren am Boden 3 Funkmessgeräte installiert, 1 Freya Frühwarngerät, 1 präziseres Würzburggerät um den einfliegenden Bomber zu erfassen und 1 Würzburggerät um den Nachtjäger vom Boden zum Bomber zu leiten. Eine gut eingespielte Himmelbettorganisation konnte pro Stunde bis zu 6 Bomber bekämpfen.
 
 
Bis Ende 1941 waren den deutschen Nachtjägern 250 Luftsiege zuerkannt worden. Des Weiteren musste die RAF Verluste durch Flak und Unfälle hinnehmen.
 
Der mäßige Erfolg der RAF bis 1942 beruhte vor allem auf Navigationsproblemen. Der einzuschlagende Kurs war den Bomberbesatzungen im Allgemeinen freigestellt. Für die Navigation waren die Besatzungen auf das Koppelverfahren angewiesen. Bis zu einer Entfernung von 320 Kilometern konnten Funkpeilungen benutzt werden, wenn man aber danach auf Koppelnavigation angewiesen war, betrug der durchschnittliche Koppelfehler 12 km seitwärts auf 100 km Flugweg. Die Bomber flogen außerdem nicht im massiven Verband ein, sondern als räumlich und zeitlich verstreute Einzelziele.
 
 
Unter diesen Bedingungen gelang es allenfalls, 1/3 der mitgeführten Bombenlast im Umkreis von 9 km um das Ziel abzuladen. Doch mit dem Fortschreiten der Technik und der Kriegserklärung an die USA nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour am 7. Dezember 1941 sollte sich der Luftkrieg für die deutschen Städte 1942 deutlich verschärfen.
 
Die RAF unternahm 1942 massive Anstrengungen um die Schlagkraft der Bomber zu erhöhen. Die Funknavigationshilfe „Gee“ wurde eingeführt, mit der die eigene Position in einer Entfernung von 650 Kilometern auf 10 km genau bestimmt werden konnte. Neue Bomber wurden eingeführt wie die viermotorige Avro Lancaster. Diese Maschine konnte bei einer Geschwindigkeit von 335 Km/h in einer Höhe von 6000 m 3,6 t Bomben bis Berlin schleppen. Eine weitere Nemesis der deutschen Luftverteidigung sollte die zweimotorige de Havilland Mosquito werden. Diese schnelle Maschine diente vor allem zur Aufklärung, Zielmarkierung und als Nachtjäger.

 
Des weiteren durchschaute die RAF nun die deutsche Abfangtaktik des Himmelbettsystems. Bisher wurde die Kammhuberlinie über Stunden verteilt an verschiedenen Punkten überflogen, und genau für diese Größenordnung war das System ausgelegt. Nun ging man dazu über, die Bomber in einem massiven Bomberstrom die deutsche Verteidigung punktuell zu durchbrechen zu lassen.
 
Außerdem übernahm im Februar 1942 Air Marshal Harris den Befehl über das Bomber Command, der den Ehrgeiz hatte, mit seiner Waffe allein Hitler´s Drittes Reich auf die Knie zu zwingen. Für ihn waren nicht nur Fabriken, sondern auch die Arbeiter und ihre Behausungen militärische Ziele. Die Moral der deutschen Bevölkerung sollte zerbrochen werden.
 
Die Navigationshilfe „Gee“ stand ab März zur Verfügung, und mit ihr konnten großflächige Küstenziele, sprich Städte, in mondhellen Nächten massiv getroffen werden. Im März 1942 legten 234 Bomber Teile von Lübeck in Schutt und Asche. Im darauf folgenden Monat wurde Rostock schwer getroffen.
 
Aus politischen Gründen und wegen eines Streits um Ressourcen mit den anderen Teilstreitkräften musste Harris jedoch einen noch spektakuläreren Treffer landen: Operation Millenium, der erste 1000 Bomberangriff.  Ziel: Köln, noch in der Reichweite von „Gee“. Für diese Operation zieht Harris neben allen verfügbaren Verbänden auch 500 Maschinen von den Fliegerschulen ab. Unter Verlust von 41 Maschinen fügen 1046 Bomber Köln in der Nacht des 30. Mai 1942 schwere Schäden zu. Essen und Bremen werden im Juni mit 956 und 1006 Bombern angegriffen. 
 
Ab August kann „Gee“ jedoch kaum noch genutzt werden, die Deutschen benutzen nun massenhaft das Störgerät „Heinrich“. Des weiteren werden an der Küste Frühwarngeräte installiert, mit denen die Bomber bereits beim Sammeln über England geortet werden können.
 
Zur Steigerung der Präzision setzen die Briten nun neue Geräte ein. „Oboe“ Stationen, die so genannte Pfadfinder zur Zielmarkierung mit Funkstrahlen leiteten, bis auf 350 Meter genau. Zusätzlich wurde das Bordradar H2S eingesetzt, welches dem Flugzeug markante Geländestrukturen unter ihm aufzeigte.
 
Die Suche nach neuralgischen Punkten der deutschen Rüstungsindustrie führte am 16. Mai 1943 zu einem der spektakulärsten Angriffe des Krieges: dem Angriff auf die sauerländischen Staudämme zur Unterbrechung der Wasserversorgung der Ruhrindustrie. Die Möhne- und die Edertalsperre werden zerstört, der Sorpedamm beschädigt.
 
Vom 24. Juli bis 2. August 1943 wird Hamburg angegriffen. Durch den Einsatz von „Windows“, Aluminiumstreifen zur Blendung des feindlichen Radars, wird die deutsche Verteidigung gelähmt. Am 27. Juli sind die meteorologischen Bedingungen günstig für das Bomber Command. Von den anfänglichen Versuchen, deutsche Städte mit Sprengbomben flachzulegen, ist man abgerückt. Man setzt nun auf einen Schädiger, der sich selbst vermehrt: das Feuer.

 
Die Pfadfinder markieren das Ziel mit roten und grünen Leuchtbomben. Bomber der Vorhut decken mit schweren, in der Luft detonierenden Bomben Dächer ab und drücken Türen und Fenster ein, damit Zug entsteht. Zahllose Brandbomben erzeugen zahllose kleine Brände, die sich zu größeren Brände verbinden. Splitterbomben mit Zeitzünder behindern die Löschkräfte.
Brennende Häuser erhitzen die Luft über sich, sie steigt nach oben, unten strömt kalte Luft nach und facht die Lohe weiter an. Ein Feuersturm entsteht.
 
Windgeschwindigkeit in den Strassen: bis zu 240 Km/h. Temperatur: bis zu 1000 Grad Celsius.
 
Wer in den Luftschutzkellern bleibt, erstickt. Wer aus den vom Feuersturm betroffenen Gebieten zu fliehen versucht, klebt im Straßenbelag oder wird ins Feuer gesaugt. Mehr als 40.000 Hamburger sterben in dieser Nacht.
 
Im Gegensatz zu der britischen Taktik, ganze Städte zum Ziel zu erklären und bei Nacht auszuradieren, glauben die Amerikaner mit ihren schwer bewaffneten Viermotorigen ohne Jagdschutz durch präzise Bombenteppiche Industrieziele am Tag ausradieren zu können.
 
Regensburg und Schweinfurt mit den Messerschmittwerken und der Kugellagerindustrie werden mehrfach angegriffen und auch schwer getroffen. Wenn aber bei einem solchen Einsatz von 363  B 17 60 abgeschossen werden und über 100 beschädigt werden, sind selbst für die Amerikaner solche Verluste nicht hinnehmbar.
 
Weitgehend beschränkt man sich nun auf Einsätze, in denen die P 47 Thunderbolt und die P 38 Lightning noch Geleitschutz geben können. Mit der Einführung der P 51 Mustang, die die Bomber bis nach Berlin geleiten kann, wendet sich das Blatt für die überbeanspruchte deutsche Tagjagd. Unter der Belastung auf allen Fronten gegen eine erdrückende Übermacht wird sie langsam zerrieben. Tag- und Nachtjagd können dem Gegner zwar Verluste zufügen, aber nicht verhindern, dass die Heimat unter ihnen langsam in Schutt und Asche sinkt.
 
1940 fallen 10.000 t Bomben auf Deutschland.
1941 fallen 30.000 t Bomben auf Deutschland.
1942 fallen 40.000 t Bomben auf Deutschland.
1943 fallen 120.000 t Bomben auf Deutschland.
1944 fallen 650.000 t Bomben auf Deutschland.
1945 fallen 500.000 t Bomben auf Deutschland, in etwa 4 Monaten.
 
Zum Vergleich: auf England gehen während des Krieges 74.172 t Bomben und V-Geschosse nieder.

 
Ironischerweise erreicht der Ausstoß der deutschen Rüstungsindustrie im August 1944 trotz der massiven Angriffe seinen Höhepunkt.
So werden zum Beispiel allein in diesem Monat 4800 Jagdflugzeuge hergestellt.
 
Dies gelingt durch rücksichtslose Ausbeutung der Arbeitskräfte und durch die Dezentralisierung und Auslagerung der Industrie, zum Beispiel in unterirdische Fabriken im Harz.
 
Das ganze hergestellte Kriegsgerät ist jedoch ziemlich nutzlos, da die Alliierten letzten Endes doch die Achillesferse der deutschen Rüstung gefunden haben: die Ölversorgung. Durch Zerstörung von Raffinerien und Hydrierwerken wird die Wehrmacht demobilisiert.
 
Die Frage ist nicht mehr ob Deutschland den Krieg verliert, sondern wie lange noch die Niederlage von der Naziführung hinausgezögert werden kann. Durchhalteparolen, Zwangsmaßnahmen und der Glaube an die versprochenen Wunderwaffen sollen das Volk bei der Stange halten. In der späteren Phase des Krieges ist die Vernichtung der Zivilisation des Gegners schon weniger an den militärischen Nutzen gebunden als ein Selbstzweck. Vor diesem Hintergrund ist die Vernichtung Dresdens zu sehen.
 
Im Februar 1945 bereitet sich Montgomery´s 21. Heeresgruppe auf den Rheinübergang bei Wesel vor. Die Sowjets stehen kurz vor der Oder. Churchill drängt Roosevelt möglichst viel von Deutschland vor den Russen zu besetzen. Das Bündnis mit Stalin, oder Uncle Joe, wie ihn Roosevelt nennt, ist keine Liebesheirat. Schon jetzt ahnt Churchill die Ost-West Konfrontation nach dem Krieg voraus.
 
So ist die Einäscherung Dresdens unter anderem auch eine Machtdemonstration gegenüber den Sowjets.
 
Neben den 640.000 Einwohnern hielten sich in Dresden etwa 300.000 Flüchtlinge auf. Bedeutende Rüstungsindustrie gibt es nicht, und aufgrund der einzigartigen Schönheit des Elbflorenz glaubt sich die Bevölkerung sicher.  
 
Bevölkerung und Flüchtlinge hatten 40.000 Tote zu beklagen an diesem 13. Februar 1945. Die strategische und taktische Bombardierung deutscher Orte sollte noch bis zum 8. Mai 1945 weitergehen.