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II. Unternehmen Gericht
Mitte Dezember 1915 legt Falkenhayn dem Kaiser eine Denkschrift vor, in der er ausführt, dass im Westen die deutschen Kräfte für einen Durchbruch mit anschließendem Bewegungskrieg nicht ausreichen. So plant er durch eine begrenzte Offensive mit geringem Infanterie- und starkem Artillerieeinsatz das französische Heer 1916 „auszubluten“, um so England seines „Festlandsdegen“ zu berauben. Zuerst zieht er hierfür Belfort in Betracht , entscheidet sich dann aber für Verdun. In der Tat ist der Abschnitt Verdun für eine deutsche Offensive in mancher Hinsicht gut geeignet. Zwar ist Verdun eine Festung mit 20 Haupt- und 40 Zwischenwerken, und das Gelände ist waldreich und durchschnitten. Aufgrund der Ruhe an diesem Frontabschnitt haben die Franzosen ihn jedoch stark geschwächt. 43 schwere und 11 leichte Batterien haben die Franzosen hier 1915 zur Unterstützung anderswo abgezogen, und nur die erste Feldstellung ist hier fertiggestellt, während die 2. und 3. Linie nur ansatzweise ausgebaut sind. Der französische Nachrichtendienst kann zwar mit Nachrichten über eine deutsche Offensive aufwarten, das französische Oberkommando glaubt jedoch, dass diese in der Champagne stattfindet.Für die Durchführung des Angriffs wird die 5. deutsche Armee unter dem Kommando des deutschen Kronprinzen und seines Stabschefs Knobelsdorff vorgesehen. Angriffstermin soll der 12.Februar sein. Falkenhayn begrenzt den Angriff aber vorerst auf das rechte Maasufer, und behält sich die Verfügungsgewalt über die Reserven vor. Für diesen Vorstoß sind 10 Divisionen vorgesehen, im Nordabschnitt stehen auf 13 km Breite 6 ½ Divisionen mit 858 Geschützen. Dem stehen hier 3 französische Divisionen mit 263 Geschützen gegenüber. Insgesamt bietet die deutsche Artillerie an der Verdunfront 1125 Geschütze und 150 Minenwerfer auf, davon sind 33 Geschütze über 30,5 cm Kaliber. 2,5 Millionen Schuss stehen für die ersten Tage bereit. Am 12. Februar beginnt es aber zu regnen und der deutsche Angriff muss bis zum 21.Februar verschoben werden. Die inzwischen misstrauisch gewordenen Franzosen verlegen 4 Reservedivisionen hinter die Verdunfront.Um 8 Uhr 12 Minuten beginnt am 21.Februar die Schlacht um Verdun mit dem deutschen Trommelfeuer. Bis 5 Uhr nachmittags schleudern die deutschen Batterien etwa 1 Million Spreng- und Gasgeschosse auf die französischen Stellungen. Danach treten 18 deutsche Infanterieregimenter zum Angriff an. Stellenweise rücken sie bis zu 3 km vor, ohne auf den geringsten Widerstand zu stoßen, aber im Caures-Wald stoßen die deutschen Angreifer auf verzweifelten Widerstand. Hier verteidigt sich der französische Oberstleutnant Driant mit seinen Jägern. An anderen Stellen fragen sich aber viele Feldgraue warum man sie abends nicht weiter angreifen lässt. Warum soll man nicht weiter vorstoßen an den Stellen an denen der französische Widerstand wankt? Weil dies nicht in das Konzept Falkenhayn´s passt. Am nächsten Tag trommelt die deutsche Artillerie von 8 bis 12 Uhr. Erst dann greifen die Deutschen wieder an. Im Herbebois, im Wavrille-Wald und im Caures-Wald ist die französische Abwehr noch immer hart, doch einen Tag später erlischt hier der Widerstand. In diesen und den folgenden Tagen beginnt jeweils Punkt 10 Uhr der deutsche Artillerieüberfall und erst gegen Abend tritt die Infanterie zum Angriff an. Am 25. Februar liegen die deutschen Angriffsspitzen endlich vor dem eigentlichen Festungsgürtel. An diesem Tag fällt die Festung Douaumont durch einen Handstreich des Oberleutnants von Brandis mit 100 Mann des 24. Brandenburgischen Infanterieregiments. In der Festung waren nur 70 Mann Territorialtruppen stat der 500 Mann zählenden Standardbesatzung. Bezeichnenderweise gelang dieser Handstreich entgegen dem Befehl nur bis dicht vor die Festung vorzurücken. Dieser 25. Februar wird von den Franzosen als der kritischste Tag der gesamten Schlacht angesehen da die Abwehr mangels Reserven kurz vor dem Zusammenbruch stand. Dies wird aber nicht genutzt. So erstarkt die französische Abwehr wieder. Bis zum 2. März toben erbitterte Kämpfe um das Dorf Douaumont dann endlich haben die Deutschen es eingenommen. Nun plant man auf deutscher Seite auch auf dem linken Ufer anzugreifen, da sich das französische Flankenfeuer von dort unangenehm bemerkbar macht.Am 6. März greifen die Deutschen auf beiden Flügeln an, auf der rechten Seite wird Fort Vaux, auf der linken die Höhe „Toter Mann“ zum Brennpunkt der Schlacht. General Petain, der mittlerweile zum Befehlshaber der französischen Truppen vor Verdun ernannt wurde, hat inzwischen bedeutende Verstärkungen erhalten. Allein bis zum 28. Februar haben die Franzosen über die „Voie Sacree“, die „heilige Straße“ von Verdun nach Bar-le-Duc, 7 ½ Divisionen und 300 schwere Geschütze herangeschafft. Bis zu 12 000 Lastwagen setzen die Franzosen Mitte 1916 für den Nachschub ein. So viele hat das gesamt deutsche Westheer nicht.Die Deutschen nehmen den „Toten Mann“ erst am 20. Mai ein. Die Artillerie beider Seiten schießt hier die Kuppe von 295 m auf 279 m herunter.Auf dem Ostufer versuchen die Deutschen durch beständige kleine Angriffe schrittweise voranzukommen. Bis zum Juni gewinnen sie aber nur 1 km. Am 2. Juni gelingt es den Deutschen in die Panzerfeste Vaux einzudringen. Aber erst am 7. Juni kapitulieren die letzten Verteidiger nach grauenvollen Kämpfen im Innern der Festung. Zwischen den 23. und 26. Juni nehmen die Deutschen das Dorf Fleury und die Feste Thiaumont. Sie stehen nun 4 km vor Verdun. Der Beginn der Somme-Offensive zwingt zum Abzug deutscher Kräfte.
Im Zeitraum vom 21.Februar bis zum 21. Mai verlieren die Deutschen 174.215 Mann, die Franzosen 190.000 Mann. Die französische Artillerie verbraucht in diesem Zeitraum 9.795.000 Schuß, die deutsche Artillerie über 10.000.000 Schuß.
Am 11. Juli unternehmen die Deutschen auf dem Ostufer noch einen letzten verzweifelten Frontalangriff auf 4 km Breite. Am 12. Juli stehen sie vor der Feste Souville. Hier bricht der Angriff endgültig zusammen, 2,5 km vor Verdun. Die Krisen an anderen Fronten zwingen zum Abbruch des Angriffs und man geht zu Verteidigung über. Die Franzosen führen bis in den Oktober ständige kleine Gegenangriffe. Der Ausbruch des Krieges mit Rumänien am 28. August führt zur Entlassung Falkenhayns und weiterem Abzug deutscher Kräfte vor Verdun. Am 2. September verfügt die OHL die endgültige Einstellung des Angriffs auf Verdun. Die Franzosen bereiten nun einen Großangriff vor.
Bis zum 1. September sind 281.333 Deutsche Verlust. Die Franzosen haben 315.000 Mann verloren. Deutscherseits wäre ein Rückzug in die gutausgebauten Ausgangsstellungen des 21. Februar geboten gewesen. Aber man kann sich nicht zur Preisgabe dieses mit Hekatomben an Menschen eroberten Geländes entschließen.Am 24. Oktober beginnt Petain seinen großen Gegenangriff. Bis zum Douaumont stoßen die Franzosen vor. Die 28 deutschen Verteidiger des Forts strecken die Waffen. Fort Vaux wird am 1.November kampflos geräumt und 2 Tage später von den Franzosen besetzt, Am 15. Dezember greift der mittlerweile zum Befehlshaber ernannte General Nivelle nochmals zwischen der Maas und der Woevre-Ebene an. Die Deutschen werden bis in den Fosses- und den Chaume-Wald zurückgedrängt. In der Zeit vom 1. September bis zum 20. Dezember verlieren die Deutschen 52.498 Soldaten. Die Franzosen verlieren 47.000 Mann. Die Schlacht ist beendet.Innerhalb der dreißig Hauptkampfwochen verfeuerte die deutsche Artillerie 1.350.000 t Granaten vor Verdun. Dies entspricht der Ladung von 2700 Zügen mit jeweils 50 Waggons sowie eine Lok und 1 Tender. Jeder solche Zug wäre etwa 480 m lang. Würde man diese Züge direkt hintereinander aufstellen, Zug an Zug, so würden sie eine Strecke von Köln über Berlin bis 100 km hinter Warschau blockieren. Eintausendzweihundertundachtzig Kilometer, nur Zug an Zug! Und dies war nur der Munitionseinsatz der deutschen Artillerie, der der französischen Artillerie war dementsprechend. Und dieses Stahlgewitter ging auf eine Fläche von etwa 26.000 Hektar nieder. Pro Hektar lagen nach der Schlacht etwa 50 t Stahlsplitter in und auf der Erde. Bei Grabungen wurden Tote gefunden, die das Trommelfeuer bis zu 10 m tief eingescharrt hatte. Insgesamt gingen ca. 40 Millionen Granaten auf das Schlachtfeld nieder. Macht, af 30 Wochen gerechnet, ca. 190.000 pro Tag, oder ca. 8.000 pro Stunde.
Ca. 150.000 deutsche und ca. 167.000 französische Soldaten wurden bei Verdun erschossen, zerfetzt, verbrannt, verschüttet oder vergast, ca. 187.000 Deutsche und ca. 210.000 Franzosen wurden verwundet. Die Leiden der Soldaten in feldgrau und horizontblau kann man heute kaum noch nachvollziehen. Wochenlang im schlammigen, von Leichen und Leichenteilen übersäten Trichterfeld, wochenlang das Toben der Granaten, wochenlang der Verwesungsgeruch, gegen den sich manche Soldaten Knoblauchzehen in die Nase stopften, wochenlang die erbarmungslosen Kämpfe und die voll gefressenen Leichenratten!
Eine ewige Mahnung gegen Krieg und Völkermord…
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