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Entwicklung und Geschichte des I. Weltkrieges
I. Europäische Politik vor dem I. Weltkrieg
18. Januar 1871. Im Spiegelsaal von Versailles haben sich die Könige, Bundesfürsten, Prinzen, Minister und Militärs aller deutschen Staaten versammelt. König Ludwig II. von Bayern trägt dem preußischen König, Wilhelm den I., im Namen der deutschen Fürsten seine Proklamation zum „deutschen Kaiser“ vor. Links vor dem Podium steht der Mann, der dies alles durch seine geschickte und oft riskante Politik möglich gemacht hat: Fürst Otto von Bismarck, ein Freund guten Essens und schneller Kriege. Die Prestigepolitik Napoleons des III. und die französische Furcht vor einer preußisch-deutschen Hegemonie, sowie ein diplomatisches Geplänkel zwischen Preußen und Frankreich anlässlich der Möglichkeit der Thronfolge eines deutschen Prinzen auf den vakanten spanischen Thron, führten zu der Bismarck willkommenen französischen Kriegserklärung an Preußen am 19. Juli 1870.
Dies führte aber zur Überraschung der Franzosen nicht zum Preußisch-Französischen Krieg, sondern zum Deutsch-Französischen Krieg, da die süddeutschen Staaten sich am Krieg beteiligten.
Der preußisch-deutsche Aufmarsch und die anschließende Offensive vollziehen sich Dank der überlegenen Planung des Chefs des preußischen Generalstabes, Helmuth von Moltke, mit großer Schnelligkeit. Bereits am 1. September 1870 muss die Masse der französischen Armee unter Mac Mahon mit 104.000 Mann bei Sedan kapitulieren. Napoleon der III. gerät hierbei in Gefangenschaft.
Damit ist der Krieg gegen Frankreich praktisch gewonnen, wenn auch noch nicht beendet. Am 4. September 1870 wird in Paris die 3. Republik ausgerufen und ein Komitee der nationalen Verteidigung gebildet, jedoch am 10. Mai 1871 muss Frankreich nach Vorverhandlungen in Versailles den Frieden von Frankfurt am Main schließen.
Frankreich verliert das Elsass und Lothringen, muss 5 Milliarden Franc Kriegsentschädigung zahlen, sowie hinnehmen, dass Teile Ostfrankreichs bis zur endgültigen Zahlung der Reparationen von deutschen Truppen besetzt bleiben. Die Schmach der Niederlage und die Bedingungen des Friedensvertrages sorgten für bleibende Wunden und tief sitzende Rachegefühle in Frankreich.
Durch die Gründung des Deutschen Reiches, eines Bundesstaates unter preußischer Hegemonie, entsteht in Europa neben Frankreich, Großbritannien, Russland und Österreich-Ungarn eine neue Großmacht, die das Gleichgewicht der Kräfte in Europa weiter kompliziert.
Bismarck blieb bis 1890 Reichskanzler. Zu diesem Zeitpunkt war längst das Zeitalter der Industrialisierung und des Imperialismus, sprich des Rennens der Großmächte nach Kolonien ausgebrochen. Während dieser ganzen Zeit blieb Bismarck der Macher der deutschen Innen- und Außenpolitik. Sein Streben ging nicht nach Kolonien, sondern er wollte vor allem die Industrialisierung Deutschlands vorantreiben, und das bewahren, was er 1871 geschaffen hatte. Solange Wilhelm der I. Kaiser war gelang ihm das ganz gut. Durch geschickte Diplomatie und geheime Verträge gelang es ihm, eine Isolierung Deutschlands und eine Umklammerung durch seine potentiellen Feinde zu verhindern.
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