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VI. Die Westfront 1915
 
Zu Beginn des Jahres 1915 stehen im Westen den 1,7 Millionen Mann deutscher Truppen etwa 2,4 Millionen Mann alliierter Truppen gegenüber. Angesichts dieses Kräfteverhältnisses plant Falkenhayn für 1915 keine Entscheidung suchende Offensive. General Joffre, der französische Oberbefehlshaber, möchte in diesem Jahr zumindest die verloren gegangenen französischen Gebiete zurückerobern.
So befiehlt er am 16.Februar die Offensive in der Champagne  wieder auf zunehmen. Nach Gewinn eines Geländestreifens von 2 x 8 km und einem Verlust von 240.000 Mann in der gesamten Winterschlacht muss er die Offensive jedoch einstellen.
Deutsche Verluste: 45.000 Mann. Am 10.März scheitert eine britische Offensive bei Lille ebenfalls unter hohen Verlusten. 
Im  Kriegsrat in Chantilly am 29.März einigen sich Joffre und der brit. Befehlsheber French nun auf eine gemeinsame Großoffensive  im Mai bei Arras, Falkenhayn, der unbedingt Ypern einnehme will, entschließt sich hierzu zum ersten mal im großen Umfang Giftgas einzusetzen. So beginnt ein deutscher Angriff bei Ypern am 22.April mit einem Chlorgasangriff auf 6 km Breite. 
Die ungeschützten alliierten Truppen verlieren dadurch 15.000 Mann. Den Deutschen gelingt ein Durchbruch, sie sind jedoch selber von der Wirkung ihrer neuen Waffe überrascht und versäumen es, die günstige Situation rasch auszunutzen. So bleiben weitere Angriffe nach Herbeiführung von alliierten Reserven stecken. Ypern wird nicht genommen. Der Einsatz dieser völkerrechtswidrigen Waffe führt zu einer Verschärfung der Kriegsführung und  neuen Schrecken für die Soldaten, aber zu keiner Entscheidung. .
Am 9. Mai 1915 beginnt die alliierte Offensive bei Arras. Dem Angriff geht eine 5-tägige Artillerievorbereitung voraus. Bis zum 16. Juni haben die Alliierten es geschafft, einen Streifen von 1,9 x 5,5 km zu erobern. Der Preis: rund 132.000 Mann. Trotz der bisherigen Misserfolge beschließen die Alliierten auf einer neuen Konferenz in Chantilly am 7. Juli eine neue Offensive bei Arras und in der Champagne.
Für diesen Angriff stehen den Alliierten mittlerweile 150 Divisionen mit 2,9 Millionen Mann zur Verfügung, während die Deutschen 100 Divisionen mit 1,9 Millionen Mann zur Verfügung haben.  Am Morgen des 25. September beginnt die alliierte Offensive gleichzeitig im Artois und in der Champagne. Die Kämpfe ziehen sich bis zum 1. November hin, jedoch erneut gelingt kein Durchbruch. Die Alliierten verlieren 250.000 Mann, die Deutschen 150.000 Mann. Danach flauen die Kämpfe bis Weihnachten weitgehend ab. Die Alliierten Offensiven scheitern aus mehreren Gründen: durch die tagelange Artillerievorbereitung verspielen sie das Überraschungsmoment,, außerdem haben sie einen Mangel an schweren Steilfeuergeschützen. Es gelingt ihnen nicht ,das deutsche Verteidigungssystem in seiner ganzen Tiefe zu erfassen.
Dennoch kommt es auf deutscher Seite immer wieder zu bedrohlichen Krisen, da Falkenhayn nicht 1 m Boden freiwillig aufgeben will. Er positioniert die Masse der deutschen Kräfte in der 1. Linie, die dadurch von Anfang an im Wirkungsbereich der alliierten Artillerie liegen und dadurch unnötig schwere Verluste erleiden. Des Weiteren führt diese Praxis zu einem Mangel an Reserven in der Tiefe. So schleppt sich die deutsche Abwehr von einer Krise zur nächsten.