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Im Gegensatz zu Bismarck, der in außenpolitischen Dingen ein vorsichtiger Taktiker war, und eine Isolierung Deutschlands vermeiden wollte, war Wilhelm der II. impulsiv und von imperialen Ehrgeiz durchdrungen. Er und Bismarck hatten kein sonderlich gutes Verhältnis zueinander. Aufgrund vor allem innenpolitischer Differenzen zwischen dem jungen Kaiser und dem alten Kanzler, und der Tatsache, dass Wilhelm selbst das Regiment ausüben wollte, kam es im März 1890 zur Entlassung Bismarcks.
Obwohl Bismarck, wie bereits erwähnt , in der Frage der Gewinnung von Kolonien und Handelsposten eher zögerlich agierte, um Deutschland nicht in den Konflikt mit den anderen Großmächten geraten zu lassen, trieben die Gründung des Kolonialvereins 1882 und der Gesellschaft für deutsche Kolonisation 1884 den Erwerb von überseeischen Gebieten voran: Auf der Kongo-Konferenz der Großmächte 1884/1885 in Berlin entschließt sich Bismarck, „die Flagge dem Handel folgen zu lassen“. Deutsche Schutzgebiete werden bis 1885 Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika sowie die Marshall-Inseln, das Bismarck-Archipel, die Marianen sowie Teile Neuguineas und der Salomonen, des Weiteren gibt es deutsche Handelsposten in Tsingtao und Kiautschou.
Nach Bismarcks Entlassung wird der weniger selbstständige Leo von Caprivi von 1890 bis 1894 Reichskanzler. Dadurch kann Wilhelm der II. größeren Einfluss auf die Reichspolitik gewinnen. Die Maxime „Weltpolitik als Aufgabe, Weltmacht als Ziel, Flotte als Instrument“ wird geräuschvoll vertreten vom 1891 gegründeten „Alldeutschen Verband“. In Überschätzung der eigenen Kraft beginnt eine ziellos schwankende Außenpolitik.
Als erstes wird 1890 entgegen russischen Wünschen der „Rückversicherungsvertrag“ gekündigt. Infolge dessen bahnt sich eine französisch-russische Verständigung an, die 1894 zu einem französisch-russischen Bündnisvertrag, dem so genannten Zweibund führt. Gleichzeitig kommt es zu einem Abkühlung der deutsch-britischen Beziehungen aufgrund der scharfen Handelskonkurrenz und eines Glückwunschtelegramms des deutschen Kaisers an den Präsidenten der Burenrepublik Transvaal in Südafrika, da diese einem britischen Versuch, diese Burenrepublik durch Anzettelung einer Revolution zu beseitigen, widerstanden hatte.
Im Burenkrieg 1898-1901 wurden die Buren letztendlich dann doch von den Briten unterworfen. 1898 kommt es außerdem zu einer Krise zwischen Frankreich und Großbritannien, der so genannten Faschoda-Krise. Eine britische und eine französische Expedition , beide mit dem Auftrag, den Sudan dem eigenen Kolonialreich einzuverleiben, stießen in der Nähe des Tschad-Sees aufeinander. Zuerst wollten weder Frankreich noch Großbritannien nachgeben, doch als Großbritannien schließlich mit kriegerischen Maßnahmen drohte, gaben die Franzosen nach und zogen ihre Expedition ab. Zwar hatte Großbritannien sich durchgesetzt, doch die Faschoda-Krise und die britische Burenpolitik sorgten für antibritische Stimmung in Europa, so dass es Großbritannien für ratsam hielt, seine isolationistische Politik aufzugeben, und nach Verbündeten Ausschau zu halten.